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Wer viel Vermögen besitzt, verdient daran gut und zahlt wenig Steuern.
Die Debatte über stärkere Besteuerung von Vermögen in Österreich könnte wieder Fahrt aufnehmen. Denn eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) kommt zum Schluss, dass Einkommen aus Vermögen (Mieten, Unternehmensbeteiligungen, Kapitaleinkommen) in Österreich extrem ungleich verteilt sind. Konkret haben sich Ökonomen der WU Daten über Einkommen der österreichischen Haushalte näher angesehen. Als Ausgangsbasis diente eine Erhebung der Oesterreichischen Nationalbank. Im Rahmen dieser Erhebung wurden 2010 nahezu 2.400 Haushalte zu ihrem Jahreseinkommen aus unterschiedlichen Einkunftsarten befragt, die Forscher rund um Stefan Humer und Mathias Moser von der WU haben in Kooperation mit der Arbeiterkammer die Einkünfte aus unselbstständiger und selbstständiger Beschäftigung mit den Einkünften aus Besitz gemeinsam analysiert.
Die Ergebnisse der Auswertung zeigen eine starke Schieflage in der Verteilung: Während die unteren 95 Prozent der erwerbstätigen Haushalte kaum nennenswerte Einkünfte aus Zinsen, Dividenden oder Vermietung erzielen, steigen diese am oberen Rand der Verteilung deutlich an. Das durchschnittliche Kapitaleinkommen des obersten Prozents machte 2010 etwa 100.000 Euro aus. Damit sind 52 Prozent aller Vermögenseinkommen auf das oberste Prozent der Haushalte konzentriert.
Reiche noch reicher
Aus der WU-Studie geht hervor, dass in Österreich zwar rund drei Viertel aller Haushalte ein Einkommen aus Vermögen beziehen, am verbreitetsten sind Zinseinkünfte aus Sparguthaben. Aber: Betrachtet man das Jahreseinkommen eines Haushalts aus Erwerbstätigkeit und nimmt die Einkünfte aus Vermögen hinzu, wird ersichtlich, dass Vermögenserträge für den Großteil der Haushalte nur einen verschwindend geringen Zuverdienst darstellen. Ein relevanter Beitrag der Vermögenseinkommen existiert nur für die zehn Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen aus unselbstständiger oder selbstständiger Arbeit.
Im obersten Prozent der Haushalte, die ein Erwerbseinkommen beziehen, machen die Vermögenseinkünfte mehr als ein Drittel aus. Betrachtet man die einzelnen Einkunftsarten aus Vermögen gesondert, dann scheinen Zinserträge am unteren Ende der Verteilung den einzig nennenswerten Beitrag aus dem Haushaltsvermögen darzustellen. Erst für die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher werden Einkünfte aus Unternehmensbeteiligungen oder Mieterträge zu relevanten Einkommensbestandteilen.
Die Studienautoren bemerken kritisch, dass jene Haushalte, die besonders von Vermögenseinkünften profitieren, von der steuerlichen Progression kaum erfasst sind. Einkünfte aus Kapitalvermögen, etwa aus der Veräußerung von Wertpapieren und Grundstücken, sind in Österreich mit 25 Prozent endbesteuert. Lediglich Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung müssen in der Einkommensteuererklärung gesondert angegeben werden und unterliegen damit progressiven Steuersätzen. "Insgesamt wird dadurch die Progression des Steuersystems deutlich abgeschwächt, da an der oberen Spitze der Einkommensverteilung rund ein Drittel des Einkommens mit einem festen statt einem progressiven Satz versteuert wird", schreiben die Studienautoren. (szi, derStandard.at, 13.1.2014)