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Die beiden prämierten "American Hustle"-Darstellerinnen und ihr Leading Man: Amy Adams (links), Bradley Cooper und Jennifer Lawrence nach der Verleihung der Golden Globe Awards.

Foto: Reuters/LUCY NICHOLSON

Wien - Die Anzahl der Nominierungen, die ein Film auf sich verbuchen kann, ist nicht schon automatisch Gewähr für einen triumphalen Abend: Preis für Preis wurde Sonntagnacht bei den 71. Golden Globe Awards im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles vergeben - und die Nominierten für Steve McQueens intensives Sklavereidrama 12 Years a Slave mussten sechsmal zusehen, wie ein Mitbewerber ausgezeichnet wurde.

Erst mit der allerletzten - und wichtigsten - Kategorie löste sich die Spannung schließlich, und der britische Regisseur konnte, umringt von Cast- und Teammitgliedern, den Globe für das beste Filmdrama entgegennehmen.

Gleich der erste Preis des Abends, jener für die beste Nebendarstellerin, hatte zuvor dem zweiten siebenfach nominierten Film - freilich aufseiten "des leichteren Fachs" - einen zünftigen Einstand beschert: Eine wieder einmal überraschte und atemlose Jennifer Lawrence erhielt ihn für American Hustle. Am Ende wurde David O. Russells in den 1970er-Jahren angesiedelte, dynamische Gaunerkomödie zum Gewinner der Globes-Gala: Amy Adams noch zur besten Hauptdarstellerin (Comedy/Musical) gekürt und der Film zur besten Komödie.

Laut Tina Fey und Amy Poehler, die zum zweiten Mal als fabulöses Moderatorinnenduo fungierten, hätte American Hustle eigentlich "Explosion in der Perückenfabrik" heißen sollen. Das Weltraumdrama Gravity hingegen erzählt in der Lesart von Fey/ Poehler davon, dass "George Clooney lieber ins Weltall driftet und stirbt, als noch längere Zeit mit einer Frau seines Alters zu verbringen". Alfonso Cuarón nahm dafür zu vorgerückter Stunde ziemlich gut gelaunt den Preis als bester Regisseur entgegen.

Zwei Herrenschauspielpreise gingen an Matthew McConaughey sowie an seinen Leinwandpartner Jared Leto aus Jean-Marc Vallées ungewöhnlich heiterem Aids-Drama Dallas Buyers Club. Als bester männlicher Komödiendarsteller wurde Leonardo DiCaprio (The Wolf of Wall Street) gewürdigt. Dieser bewies Humor angesichts der Anmoderation ("heißen wir nun Leonardo DiCaprio so herzlich willkommen wie die Vagina eines Supermodels"). Er wunderte sich auf offener Bühne aber dennoch über die Zuordnung als "comedian", bevor er vor al-lem und ernsthaft seinem Mentor und Regisseur Martin Scorsese dankte, der nicht einmal nominiert war.

Woody Allen blieb daheim

Cate Blanchett setzte sich als beste Hauptdarstellerin in Blue Jasmine ebenfalls im Komödienfach durch. Eine strahlende Diane Keaton war vorher als Laudatorin für den diesjährigen Cecil-B.-DeMille-Preisträger und konsequenten Galaverweigerer Woody Allen aufgetreten und hatte nicht zuletzt an die außergewöhnliche Bandbreite an Frauenfiguren erinnert, die Allen seit Jahrzehnten fürs Kino erfindet.

Die Globes, ausgelobt von der Vereinigung der auswärtigen Pressevertreter in Hollywood, berücksichtigen bekanntlich auch Fernsehproduktionen. Dies kam heuer Steven Soderbergh zugute, der sich vom klassischen Filmgeschäft zurückgezogen hat und nun mit seinem vom Bezahlsender HBO produzierten Liberace-Biopic Behind the Candelabra zweifach punkten konnte - unter anderem setzte sich Michael Douglas gegen seinen Kostar Matt Damon als bester Darsteller (Mini-Serie/TV-Film) durch.

Für die größten Überraschungen sorgten wohl der Drehbuchpreis für Spike Jonze und seine schräge Romanze Her (barfuß und beschwingt präsentiert von Emma Thompson) und der "beste fremdsprachige Film", Paolo Sorrentinos La grande bellezza.

Die mehrfach nominierten Produktionen Nebraska und Captain Phillips gingen hingegen am Ende ebenso leer aus wie Inside Llewyn Davis, Philomena oder Rush. Die Award Season ist trotz solcher Unwägbarkeiten eröffnet, am Donnerstag wird mit der Bekanntgabe der diesjährigen Oscarkandidaten nachgesetzt. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 14.1.2014)