Mit dem Raspberry Pi und einigem Tüftelaufwand erfüllte sich Michael Castor den Wunsch vom alternativen Tablet.

Foto: Michael Castor

Es scheint, als würde jeden Tag irgendein Hersteller ein neues Tablet vorstellen. Dünner, leichter, schneller lautet die Devise, doch letztlich sehen sich die Geräte alle ähnlich und bewerkstelligen dieselben Tätigkeiten. Das dachte sich jedenfalls der Tüftler Michael Castor und entschloss sich, eine Alternative mit seinem RaspberryPi zu bauen: Das PiPad.

Sein Ziel: Ein portables All-in-One-System auf Linux-Basis zu bauen. Das fertige Gerät sollte außerdem gut aussehen, um keine Verwirrungen am Flughafen auszulösen oder "die alte Dame am Nachbarsitz zu ängstigen", wie er auf Makezine schreibt.

Schwierige Suche nach einem Display

Anfang 2013 begann Castor mit der Sammlung der Einzelteile. Da der Raspberry Pi mit einer Eingangsspannung von fünf Volt operiert, war klar, dass er sich mit einem Handyladegerät versorgen ließ. Die Lösung bot schließlich ein externer Smartphone-Akku mit einer Kapazität von 10.000 mAh, der eine Laufzeit von rund sechs Stunden ermöglicht.

Schwieriger gestaltete es sich allerdings, ein Touchdisplay mit 10,1 Zoll Diagonale zu finden, das ebenfalls mit dieser Spannung operiert. Denn die meisten dieser Bildschirme nutzen eine Spannung von zwölf Volt. Schließlich wurde er beim Hersteller Chalkboard Electronics fündig und erstand ein Modell mit fünf Volt HDMI-LVDS-Konverter, das auf Anhieb funktionierte.


Das PiPad in der 360-Grad-Ansicht

Gehäuse aus baltischer Birke

Das einfach zu öffnende Case des PiPads konzeptionierte Castor mit dem Tool Aspire. Hergestellt wurde es auf einer CNC-Werkzeugmaschine aus baltischem Birkensperrholz sowie überschüssiger Kohlefaser an der hinteren Basis. Aus Platzgründen mussten der Ethernet-Anschluss als auch einer der USB-Ports vom kreditkartengroßen Rechner entfernt werden.

Alles andere klappte auf Anhieb, nachdem der Bastler sein Tablet nach zahlreichen Arbeitsstunden in Betrieb nahm. Seitdem wird das das Pad vor allem softwareseitig erweitert, Schwierigkeiten macht noch der Touchscreen-Treiber, der vom RaspBMC-System nicht unterstützt wird, was das Ausführen verlässlicher Doppelklicks erschwert.

350 Dollar

Das Gerät, dessen Bau insgesamt etwa 350 Dollar (aktuell rund 257 Euro) kostete, zeigte Castor unter anderem auf der Maker Faire Bay Area und Maker Bay New York, auf den Flügen dorthin konnte er das PiPad problemlos im Handgepäck mitnehmen. In New York erntete er Lob vom Raspberry Pi-Erfinder Eben Upton, der das Tablet auf der Rückseite signierte. Eine detailierte Bauanleitung hat Castor auf seiner Homepage veröffentlicht. (red, derStandard.at, 18.01.2014)