Bild nicht mehr verfügbar.

Robert Trappl, Leiter des Österreichischen Forschungsinstituts für Artificial Intelligence (OFAI) und Präsident der Österreichischen Studiengesellschaft für Kybernetik (ÖSGK) wird am Donnerstag 75.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Was macht die menschliche Psyche aus und wie und unter welchen Voraussetzungen können und sollen Maschinen dem menschlichen Wahrnehmen, Denken und Verhalten näher kommen? Mit diesen Fragen setzt sich der Wiener Kybernetiker und Artificial-Intelligence-Pionier Robert Trappl bereits seit Jahrzehnten auseinander. Am Donnerstag feiert der Forscher seinen 75. Geburtstag.

Sein primäres Interesse habe immer an dem gehangen, was im Englischen mit "the mind" bezeichnet wird, so Trappl. Im Deutschen treffe diesen Ausdruck am ehesten das Wort "Psyche". Doch dieser wandte sich der Forscher erst etwas später zu. Der Grund dafür liegt darin, dass er ein "ganz ein armer Bua" gewesen sei. "Ich habe zum Teil das abgetragene Gewand von meinen Schulkollegen bekommen", erinnert sich der am 16. Jänner 1939 in Wien geborene Trappl.

Daher studierte er mit Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien erst einmal "etwas Praktisches". Es folgte das Doktoratsstudium der Psychologie mit dem Nebenfach Astronomie an der Universität Wien und später noch ein Diplom vom Institut für Höhere Studien im Fach Soziologie. 2012 machte er noch den MBA in General Management.

Bereits 1969 gründete Trappl mit anderen jungen Wissenschaftern die Österreichische Studiengesellschaft für Kybernetik. Seit 1972 veranstaltet die Studiengesellschaft im Zwei-Jahres-Rhythmus die Europäische Kybernetik und Systemforschungstagung, die auch heuer stattfinden wird. In den Anfangsjahren war dies laut dem Forscher die weltgrößte Konferenz auf dem Gebiet.

Österreichisches Forschungsinstitut für Artificial Intelligence

1984 erfolgte dann die Gründung des Österreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence (OFAI) in Wien, dem Trappl seit der Gründung als Leiter vorsteht. Rund 25 Wissenschafter arbeiten dort aktuell an verschiedenen AI-Themen.

Die wissenschaftliche Annäherung an die Psyche brachte Trappl unter anderem zur Hirnforschung, erklärte der seit 2007 emeritierte Professor für medizinische Kybernetik und AI an der Universität Wien, der noch immer verschiedene Lehrveranstaltungen hält. Mit moderner Technik kann dem Gehirn mittlerweile bei der Arbeit zugesehen werden. Gleichzeitig entwickelte die Forschung immer mehr Modelle und Ansätze dafür, wie menschliches Denken und Handeln in die Welt der Computer und der Robotik übertragen werden könnte.

Bei der Überführung der menschlichen Psyche in die Technik beschäftigte man sich sehr lange lediglich mit der Intelligenz, als Ausdruck von Rationalität und Logik, so Trappl. "Mindestens genauso wichtig ist Emotion, ist Motivation. Es gibt keine Intelligenz, die nicht emotional und durch Motive auf Ziele gesteuert wird und umgekehrt könnte Emotion - könnten Motive - nicht zu Zielen führen, wenn es keine Intelligenz gäbe. Also Rationalität und Emotionalität sind Partner, die einander bedingen. Wenn ich Roboter haben will, die auch Partner oder Hilfe für Menschen sein sollen, dann kann ich das nicht ohne Emotionen oder Motive machen."

Hürden auf dem Weg zum dienstbaren Roboter

Der Forscher, der insgesamt über 180 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht hat und an 35 Fachbüchern beteiligt war, lieferte darin entscheidende Beiträge zur Umsetzung von künstlicher Intelligenz. Erst im vergangenen Jahr hat Trappl etwa in dem Buch "Your Virtual Butler. The Making-of" erörtert, welche Hürden und Herausforderungen auf die Entwickler von dienstbaren Robotern und Computerprogrammen warten, und wie diese vielleicht gelöst werden könnten. Derzeit entsteht ein Handbuch zur Entwicklung ethischer Systeme für Roboter.

Trappl ist auch am Subprogramm für Neurorobotik des Human Brain Projects beteiligt. In das im Vorjahr gestartete EU-Forschungs-Flaggschiffprojekt soll etwa eine Milliarde Euro investiert werden, um das gesamte Wissen über die Abläufe im menschlichen Gehirn in eine Computersimulation desselben zu packen.

Mehr als zehn Jahre lang ging der Forscher auch der Frage nach, wie mittels künstlicher Intelligenz Konflikte und Kriege vermieden werden könnten. Das komme vermutlich daher, dass "ich ein Kriegskind bin und noch im Krieg in Bunkern war", erklärte Trappl, der sich in seiner Freizeit auch mit Pantomime, schauspielerischer Improvisation und zeitgenössischem Tanz aktiv auseinandersetzt. Da in der AI viel mit militärischem Hintergrund geforscht wird, stelle sich natürlich die Frage, ob damit auch der Ausbruch von Kriegen verhindert werden oder eine Auseinandersetzung besser friedlich gelöst werden kann. Mittels Analysen von Konfliktdatenbanken konnte gezeigt werden, welche Mediationsstrategie bei einem internationalen Konflikt als erfolgsversprechendste gewählt werden sollte. (APA, 16.1.2014)