Colin Northway hat ein Spiel geschaffen, das aufgrund seiner limitierten Existenz wie ein Gemälde funktioniert.

Foto: Colin Northway

Ein Screenshot von "Shader".

Foto: Kotaku

Colin Northway ist ein weltreisender Spieleentwickler. Üblicherweise kreiert er kleine Games wie "Incredipede", die er gegen einen kleinen Obulus verkauft. Als Games-Macher ist er aber auch Künstler, der sich seine Gedanken zur Bedeutung seines Mediums macht. Mit "Shader" hat er nun ein Werk kreiert, das mit ihm unterwegs als eine Art Wanderausstellung fungiert und wohl das seltenste Spiel der Welt ist.

"Ich habe mich immer gefragt, wie es ist, ein Bild zu malen und nur eines davon zu haben", schreibt er auf seinem Blog. "Ich bin es so gewohnt, alles unendlich oft kopieren zu können, dass ich wissen will, wie es sich anfühlt, etwas nur ein Mal zu haben. Ich möchte wissen, wie sich ein Maler fühlt, wenn er ein Gemälde fertig stellt.

Erstellt auf billigem Netbook

Geschrieben wurde es auf einem kleinen Laptop, den er kurz vor Weihnachten 2013 billig in Argentinien erstanden hat, berichtet Kotaku-Autor Stephen Totilo, der mit Northway gesprochen hat. Die Aufgabe des Spielers ist es, verschiedene bewegte Visualisierungen über das Betätigen von einer Reihe von Knöpfen und Reglern nachzubilden – oder im Sinne einer Performance einfach nach Lust und Laune drauf los zu zeichnen.

Die Umsetzung ist relativ simpel gehalten, um das leistungsschwache Netbook nicht zu überforden. Denn "Shader" wird das Gerät, geht es nach Northway, nie verlassen. Nach der Fertigstellung des noch in Entwicklung befindlichen Titels möchte Northway die Festplatte im Gehäuse fixieren und sämtliche physikalischen Ports (mit Ausnahme der Stromversorgung und des VGA-Ausgangs) ebenfalls mit Kleber füllen. Dazu möchte er die Treiber von WLAN- und Bluetoothmodul löschen Es soll keine Möglichkeit geben, das Game wo anders hin zu kopieren.

Eine Visualisierung in "Shader"

Folglich kommen in den Genuss von "Shader" nur jene Menschen, denen Northway und seine Frau auf ihrer Weltreise begegnen. Das Spiel funktioniert auch deswegen wie eine Zeichenperformance, um es mangels Multiplayer für Zuseher interessant zu machen.

Offenbarung

Die "Einsamkeit" des Spiels solle Spielern eine "Offenbarung" ermöglichen, wie man sie etwa erlebt, wenn man erstmals einen hohen Berg besteigt und vom Gipfel herab blickt. Gleichzeitig sei das Projekt auch für ihn "befreiend", weil er sich nicht um schlechte Rezensionen sorgen oder E-Mails mit Meinungen zum Spiel lesen müsse. Auch bräuchte das Game kein Tutorial.

Denn er sei immer dabei, wenn jemand "Shader" ausprobieren würde. "Es wird oft gescherzt, dass man mit einem Spiel eine Kopie von sich selbst liefern würde", meint Northway. "Mit 'Shader' mache ich das wirklich."

Reizvolle Einzigartigkeit

Zumindest beim Kotaku-Redakteur, der in Buenos Aires eine Chance verpasst hat, "Shader" zu spielen, geht die Rechnung auf. Er hatte erwogen, einen Trip zu den großen Wasserfällen im Norden des Landes kurzfristig abzusagen, um dies nachzuholen und plant nun eine Reise zur Game Developers Conference in San Francisco, weil dort auch Northway vor Ort sein wird.

Derweil arbeitet der Indie-Entwickler weiter an der Fertigstellung des Titels. Seine größte Sorge ist, bei der "Abschottung" des Netbooks einen Fehler zu machen und sein einzigartiges Werk, dessen Lebensdauer ohnehin auf jede der Festplatte beschränkt ist, aus Versehen vorzeitig zu zerstören. (gpi, derStandard.at, 16.01.2014)