Nocard generiert anonyme Codes für Kundenkarten, die via Smartphone an der Kassa vorgezeigt werden können. Billa gefällt das nicht.

Screenshot: red

Zwei zum Preis von einem. 50 Prozent Rabatt auf ausgewählte Artikel. Gutscheine zum Geburtstag. Mit solchen Angeboten wollen Supermärkte Kunden an sich binden. Von den Sonderangeboten profitiert allerdings meist nur, wer Mitglied im Club ist und beim Einkauf die Kundenkarte zücken kann. Nocard will das umgehen und generiert anonyme Kundenkartencodes für Billa, Bipa und Merkur. Sehr zum Missfallen des Handels.

Datensammelungen

Nocard will das Datensammeln und Anlegen von Kundenprofilen minimieren. Auf der Website wird auf einen Fall hingewiesen, bei dem der US-Händler Target herausgefunden haben soll, dass ein Mädchen schwanger war, bevor es seine Eltern einweihen konnte. Das Unternehmen habe gezielt Werbung und Gutscheine für Babyprodukte geschickt. Auch wenn das legal sei, sei es nicht unbedingt von Kunden erwünscht. 

Beta-Phase

Seit wenigen Tagen aktiv, befindet sich Nocard noch in der Beta-Phase. Auf der Seite selbst befinden sich - abgesehen von einem Link auf den Target-Artikel - nur drei Codegeneratoren. Über Twitter lässt Nocard wissen, dass die Barcodes "zufällig aus einer breiten Range generiert werden". Einige Nutzer haben bereits zurückgemeldet, dass die Codes funktionieren. Teilweise komme es auch zu Fehlermeldungen.

"Rechtswidrig und strafbar"

Billa hat auf den neuen Dienst bereits reagiert. Auf Twitter werden Kunden darauf hingewiesen, dass das Benutzen der Codes beim Einkauf "rechtswidrig und strafbar" nach §146 des Strafgesetzbuches (Betrug) sei. "Man täuscht damit an der Kassa vor, Mitglied zu sein, und bekommt daher bevorzugte Angebote, die einem nicht zustehen", twittert das Unternehmen. Die generierten Nummern seien teilweise bestehenden Kunden zugeordnet.

"Wollen Kunden nur darauf hinweisen"

Auf Anfrage sagt Billa-Pressesprecherin Ines Schurin zum WebStandard, dass es nicht darum gehe, Nocard oder einzelne Personen zu klagen. Man wolle Kunden aber darauf aufmerksam machen, dass die Nutzung dieser Codes rechtswidrig und bestehenden Mitgliedern gegenüber unfair sei. Derzeit seien keine rechtlichen Schritte geplant. Wenn man bemerke, dass Nocard dem Unternehmen und Kunden schade, müsse man sich aber überlegen, wie man darauf reagiere.

Keine Einzeldatenauswertung

Zum Vorwurf des Datensammelns sagt Schurin, dass bei der Rewe-Gruppe keine Einzeldatenauswertung stattfinde. Wer also beispielsweise immer drei bestimmte Produkte bei Billa kauft, bekommt keine Rabatte auf genau diese Waren. Was allerdings schon passiert, ist eine Auswertung von Warengruppen. Kauft man beispielsweise oft Wein ein, erhält man eher Angebote aus dieser Warengruppe. Die Daten der verschiedenen Rewe-Handelsketten werden nicht miteinander verknüpft. 

Nocard wurde bezüglich einer Stellungnahme kontaktiert. (Birgit Riegler, derStandard.at, 17.1.2014)