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Der Eroberer wurde womöglich mit Nieswurz vergiftet.

Illu.: Archiv

London/Wien - Alexander der Große war noch nicht einmal 33 Jahre als, als er am 10. Juni des Jahres 323 vor unserer Zeitrechnung in Babylon starb. Seinem Tod ging nach zeitgenössischen Berichten ein zwölftägiges Siechtum mit Fieber voran, womöglich ausgelöst durch ein Saufgelage knapp zwei Wochen vor seinem Tod.

Schon die Historiker der Antike vermuteten, dass der große Eroberer und Gründer eines Weltreichs vergiftet worden sei. Offen blieb allerdings die Frage, mit welchem Gift das passiert sein könnte, da die tödliche Wirkung sich erst fast zwei Wochen nach Einnahme einstellte. Deshalb kamen in der Zwischenzeit unzählige weitere mögliche Todesursachen hinzu: Alexander der Große könnte auch an Malaria oder Typhus erkrankt sein, wie 1998 ein Artikel im "New England Journal of Medicine" vermutete. Andere Spekulationen gehen von Meningitis aus, einer Erkrankung am West-Nil-Fieber oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung - alles dramatisiert durch den legendären Alkoholmissbrauch des Makedoniers.

Vor gut zehn Jahren vertrat der neuseeländische Toxikologe Leo Schep (University of Otago) in einer BBC-Dokumentation erstmals die Theorie, dass der Feldherr mit dem Gift des Weißen Germers vergiftet worden sein könnte, bei uns besser als Nieswurz bekannt. Die beschriebenen Symptome, unter denen Alexander der Große in seinen letzten Tagen litt, würden am ehesten auf die Einnahme dieses Pflanzengifts hindeuten, das man in der Antike als Brechmittel einsetzte.

Strychnin oder Arsen hätten jedenfalls viel schneller gewirkt und nicht ein so langes Siechtum ausgelöst, schreibt Schep gemeinsam mit seinem Kollegen Pat Wheatley im Fachblatt "Clinical Toxicology". Das Gift des Weißen Germers führt dagegen sehr schnell zu heftigen Bauchschmerzen, gefolgt häufig von Übelkeit und Erbrechen. Schep stellt freilich klar, dass auch das eine Spekulation bleiben muss: "Ohne eine Leiche werden wir den Fall nie endgültig klären können." (tasch/DER STANDARD, 18. 1. 2014)