Nach dem Opernball ist vor dem Opernball: Der diesjährige Höhepunkt der Ballsaison findet am 27. Februar statt.

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Wien - Friseure und Friseurinnen föhnen um die Wette, Tanzschulen geben Crashkurse, Floristen drapieren Blumen zu Gebirgen. Es ist Ballsaison im Land, und alles deutet darauf hin, dass heuer so viele Besucher wie nie die Tanzveranstaltungen besuchen - nicht zuletzt zur Freude des Finanzministers. Allein die rund 450 Bälle in Wien dürften die Staatskassen um 1,4 Millionen Euro an Vergnügungssteuer auffetten. Umsatzsteuer sowie diverse andere Abgaben kommen noch dazu.

Bei den Herren sei ein Trend zum Frack unverkennbar. Den Grund sieht Theodor Rottenberg, Inhaber des gleichnamigen Kleiderverleihs in der Wiener Porzellangasse, in den Dresscodes der Ballveranstalter. "Wer bei einem Frackball mit einem Smoking aufkreuzt, fühlt sich underdressed", sagte Rottenberg dem Standard.

Frack im Trend

Frack oder Smoking, leihen oder kaufen - das ist nicht zuletzt eine Frage von Preis und Gelegenheit. Beträgt die Leihgebühr beim Smoking 160 Euro, sind es beim Frack 235 Euro - "die Reinigung hinterher jeweils inklusive", wie Rottenberg betont. Dazu kommt noch eine Kaution von 200 Euro (Smoking) bis 300 Euro (Frack). Zum Vergleich: Wer einen qualitativ guten Frack käuflich erwerben will, muss im Schnitt 700 bis 800 Euro hinblättern, wobei die Preisgrenze nach oben offen ist.

Die Miete habe den Vorteil, dass eine entsprechende Rechnung vom Finanzamt eher akzeptiert werde als eine Kaufrechnung. Das Kaufen einer Ballausstattung werde vom Finanzamt vornehmlich als "Privatvergnügen" eingestuft.

Bei Frauen spreche noch ein anderer Grund für das Leihen. Rottenberg: "Damen gehen oft in gleichen Gruppen auf zwei bis drei Bälle und wollen sich nicht immer im gleichen Kleid zeigen." Die Leihgebühr für ein durchschnittliches Ballkleid betrage 150 Euro (plus 150 bis 200 Euro Kaution).

Haarteile out

Hochbetrieb herrscht derzeit auch in vielen Friseursalons, wiewohl die Ballsaison früher ein größerer Umsatzbringer gewesen sei, wie Karin Dopplinger meint, die Landesinnungsmeisterin von Wien. "Viele kommen rein, lassen sich die Haare hochstecken und sind wieder weg." Einen Grund für das geänderte Verhalten sieht Dopplinger darin, dass immer mehr Ballveranstalter Stylingecken einplanten, wo sich die Damen während des Balls frisieren lassen können.

Auch Haarteile und Haarschmuck würden weniger nachgefragt. "Das ist ein Phänomen, das wir seit längerem beobachten", sagte Dopplinger, die selbst zwei Friseursalons in Wien betreibt.

Von Krise aber keine Spur - im Gegenteil. Nach einer Prognose der KMU-Forschung Austria könnte es in der laufenden Ballsaison erneut Rekorde geben. Nach 490.000 Besuchern im Vorjahr werden heuer in Wien eine halbe Million Ballbesucher erwartet. Diese werden nach einer Hochrechnung in Summe 128 Mio. Euro ausgeben, sieben Millionen Euro mehr als 2013 (siehe Grafik).

Ein Besucherplus wird bei den Gästen aus Wien und dem Ausland (jeweils 5000 mehr) erwartet. Die Ballsaison hat Anfang November begonnen und endet am 4. März, dem Faschingsdienstag. Das ist um knapp drei Wochen länger als im Vorjahr.

Das Budget des durchschnittlichen Ballbesuchers wird nach Berechnung der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wiener Wirtschaftskammer heuer 255 Euro ausmachen: Die Gäste aus anderen Bundesländern planen für Ball und Vorbereitungen im Schnitt 265 Euro ein, Gäste aus Wien 250 Euro, internationale Besucher 285 Euro. "Letztere sind besonders interessant, weil sie mindestens einmal übernachten", betont man bei Wien Tourismus.

Oper, Hofburg in

Für Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, sind Bälle eine "willkommene Belebung des Geschäfts". Events wie der Opernball oder der Life Ball strahlten weltweit aus. Mit Marketinggeld sei das kaum aufzuwiegen.

Eine besondere Anziehung genießen die Bälle in der Wiener Hofburg. Entsprechend hoch sind die Preise. Eine Karte für den Ärzteball beispielsweise, der diesen Samstag ebendort stattfindet, kostet 110 Euro. "In dieser Ballnacht hat man da österreichweit mit Sicherheit die größte Dichte an Medizinern auf einem Fleck", heißt es. Die billigste Opernballkarte kostet 250 Euro. (Günther Strobl, DER STANDARD, 20.1.2014)