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Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - die Brics-Staaten waren lange Zeit eine beliebte Investmentregion. Zuletzt haben Investoren aber die Flucht ergriffen.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Wien - Ländergruppen, zu Akronymen zusammengefasst, waren für Investoren lange Zeit ein Investment-Highlight. Brasilien, Russland, Indien und China - die sogenannten Bric-Staaten - haben die Buchstabenspiele eröffnet. Erfunden hat diese Kombination der ehemalige Goldman-Sachs-Ökonom Jim O'Neill im Jahr 2001. Die Hoffnung: Die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern und die Kaufkraft der entstehenden Mittelschicht werden für hohe Renditen sorgen. Später wurde Südafrika hinzugezogen - und "Brics" war entstanden.

13 Jahre später sieht die Welt anders aus. Zur Wachstumsfantasie gesellten sich die Realität aus unstabilen politischen Verhältnissen, Probleme mit der Corporate Governance und die Erkenntnis, dass sich der wirtschaftliche Erfolg eines Landes nicht automatisch am lokalen Aktienmarkt niederschlägt, womit auf die erhofften Renditen kein Verlass mehr war. In Zahlen ausgedrückt: Ende 2010 waren in den Bric-Staaten laut Daten von Lipper rund 21 Milliarden Euro investiert, Ende 2013 waren es neun Milliarden.

Civets

Die Bank HSBC hat sich mit "Civets" auch ein (englisches) Akronym geschaffen und die Länder Kolumbien, Indonesien, Vietnam, Ägypten, Türkei und Südafrika zusammengefasst. Der Fonds wurde wegen überschaubaren Erfolgs im Vorjahr geschlossen.

O'Neill hingegen kann es nicht lassen. "Mint" heißt seine neue Hoffnungsregion, die Mexiko, Indonesien, Nigeria und die Türkei zusammenfasst. Das Timing für diese Kombination ist gewagt. Denn die Türkei wird von einem Korruptionsskandal erschüttert, Investoren verlassen das Land fluchtartig, die Börse hat zuletzt massiv nachgegeben, die türkische Lira ebenso. In Nigeria sorgen die kommendes Jahr anstehenden Wahlen für Unsicherheit. Und aus Indonesien flüchten Investoren wegen des hohen Leistungsbilanzdefizits.

Fondsmanager halten sich daher nun zurück. Bei solchen Gruppierungen würde zunehmend vergessen, dass sich die Länder oft in einem sehr unterschiedlichen Stadium der Entwicklung befinden und daher nicht miteinander vergleichbar seien, sagen Experten. Bei allen Emerging Markets komme hinzu, dass die Länder verletzlich und stark von der internationalen Politik abhängig seien.

Die Beachtung der Fundamentaldaten - und nicht Buchstabenkombinationen - könnte damit wieder Bedeutung gewinnen. (bpf, Reuters, DER STANDARD, 22.1.2014)