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Raich hat noch große Ziele.

Foto: APA/ Pfarrhofer

STANDARD: Wie geht's Ihnen gesundheitlich, zuletzt war ja wieder der Rücken das Thema?

Raich: Danke, momentan ganz gut. Und ich hoffe, dass das so bleibt.

STANDARD: Ist das der Verschleiß, den ein langes Skirennfahrerleben fordert?

Raich: Würde ich gar nicht sagen. Es gibt ja genug Aufzeichnungen bei mir, und wenn ich mir die anschaue, schaut's ganz gut aus. Das hilft dir natürlich nicht, wenn es momentan schmerzt.

STANDARD: Kommt man drauf, dass man früher vielleicht nicht alles richtig gemacht hat im Training?

Raich: In jungen Jahren hat man sicher auch etwas falsch gemacht, mit zu schweren Gewichten trainiert. Aber das sind Sachen, die sich bald bemerkbar gemacht haben. Dann hab ich einen anderen Weg eingeschlagen. Und genau deshalb fahre ich heute noch.

STANDARD: Was haben Sie in Kitzbühel vor?

Raich: Ich hab' immer das Ziel, dass ich ganz vorn bin. Das wird mir zwar nicht jeder zutrauen, aber selber habe ich schon das Gefühl, dass noch etwas möglich ist. Ich habe es ja auch im vergangenen Jahr gezeigt, bin vom 25. auf den fünften Platz gefahren. Und in Wengen hab ich gute Teilabschnitte gehabt, obwohl ich nur 16. geworden bin. Ich darf einfach die zwei, drei Fehler nicht mehr machen, dann geht richtig was.

STANDARD: Weshalb passieren die Fehler, die früher nicht passiert sind?

Raich: Schwierig zu sagen. Man weiß ja oft auch nicht, weshalb es gutgeht.

STANDARD: Selbst traut man sich das ja gar nicht mehr zu behaupten, aber halten Sie es persönlich für möglich, dass Sotschi Ihre letzten Olympischen Spiele sind?

Raich: Sie meinen wohl: Der gibt nie eine Ruh. Es ist schon möglich, dass ich in vier Jahren nicht mehr dabei bin.

STANDARD: Und wie lange werden Sie noch dabei sein?

Raich: Solange ich Spaß habe, solange ich eine Chance sehe. Ob es noch zu etwas ganz Großem reicht, weiß man vorher nie. Ich werd es probieren. Vielleicht auch noch 2015 bei der WM in Beaver Creek. Dort bin ich 1999 meine erste WM gefahren. Das wäre eine runde Sache. Aber ich weiß es nicht, ich lass es passieren.

STANDARD: Noriaki Kasai hat mit 41, nach zehn Jahren Siegespause, das Skifliegen am Kulm gewonnen. Gibt so etwas zu denken?

Raich: In Adelboden hat mich mein langjähriger Therapeut angerufen und gesagt: 'Hast du gehört, der Kasai hat gewonnen?' 'Okay, ich weiß, was du mir sagen willst', hab ich geantwortet: 'Dranbleiben.'

STANDARD: Macht Skifahren genauso viel Spaß wie mit 20?

Raich: Es ist immer so, dass es manchmal mehr und manchmal weniger Spaß macht. In Adelboden zum Beispiel bin ich immer gern, aber heuer hat es wenig Spaß gemacht mit den Rückenschmerzen. Auf Dauer machst du das natürlich nicht. Vor allem in meinem Alter. Aber wenn es irgendwo zwickt oder die Piste nicht passt, kann man ja nicht gleich aufhören. Da muss man hineinbeißen.

STANDARD: Vor der vergangenen Saison haben Sie gesagt, Ihr Traum ist es, die Abfahrt auf der Streif zu gewinnen.

Raich: Das hab' ich abgeschrieben. Ich hab' nicht das Passende gefunden. Beim Weltcupfinale in Schladming war ich Fünfter, habe gezeigt, dass ich schnell sein kann. Vielleicht habe ich auch nicht die Statur, um in der Abfahrt ganz vorn zu sein. Vielleicht habe ich auch nicht das letzte Risiko genommen. Die Gefahr ist halt doch größer als im Slalom.

STANDARD: Werden Sie in Kitzbühel die Kombi fahren?

Raich: Das werde ich nach dem Slalom entscheiden.

STANDARD: Was halten Sie prinzipiell von der Kombi?

Raich: Man es hat verabsäumt, sie so aufzubauen, dass sie für voll genommen wird im Weltcup. Sie ist nach wie vor schwer zu gewinnen, aber wenn sie nur zweimal im Jahr stattfindet, überlegt man sich, ob der Trainingsaufwand Sinn macht. Aber das hat wohl auch mit der Zeit zu tun, in der wir leben. Es gibt überall nur Spezialisten und kaum Allrounder. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 24.1.2014)