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Cristiano Ronaldo muss sich weder um die eigene Zukunft noch um jene seines Vereins sorgen: Real Madrid steht wie die übrigen Großklubs finanziell gut da.

Foto: apa/epa/Alejandro Garcia

Wien - Wäre Griechenland bloß kein Staat, sondern eine Fußballmannschaft, könnten die Bürger Europas entspannt durchatmen. Denn trotz Rekordarbeitslosigkeit und schwächelnden Wachstums in Europa sprudeln die Einnahmen der großen Fußballvereine in ungeahntem Ausmaß.

Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte haben sich zum siebzehnten Mal in Folge die Einnahmen der 20 größten Fußballklubs der Welt angesehen. Lukrative TV-Verträge und Sponsorgeschäfte haben den allesamt in Europa beheimateten Vereinen in der Saison 2012/13 Rekordumsätze in Höhe von 5,4 Milliarden Euro beschert. Das ist eine Steigerung um 400 Millionen Euro oder acht Prozent im Vergleich zur Vorsaison, heißt es in der am Mittwoch vorgestellten Studie. Deloitte sieht kein Ende und erwartet im kommenden Jahr sogar den Sprung über die Sechs-Milliarden-Euro-Marke beim Umsatz.

Ihre Spitzenpositionen erneut verteidigen konnten die spanischen Klubs Real Madrid (Umsatz von 519 Millionen Euro) und FC Barcelona (483 Millionen). Spannend war der Kampf um Platz drei, wo es Champions-League-Sieger Bayern München mit einem Rekordumsatz von 431 Millionen Euro gelang, Manchester United zu verdrängen. United ist damit erstmals nicht unter den top drei vertreten.

Topklubs verzerren Bild

Die Zahlen der Top-20-Vereine liefern allerdings einen einseitigen Blick auf die wirtschaftliche Lage im europäischen Fußball. Tatsächlich kämpfen viele kleinere Klubs gegen den Finanzkollaps an. Bestes Beispiel für die Zweiklassengesellschaft ist Spanien: Mehr als 20 Vereine der ersten und zweiten Liga sind seit 2011 in die Insolvenz geschlittert. Darunter sind auch so prominente Klubs wie Deportivo La Coruña und Valencia. Der Traditionsverein musste von der ihrerseits notverstaatlichten Bankia erst im vergangenen Jahr übernommen werden, weil Valencia seine Schulden nicht bezahlen konnte.

Die Gründe für die Probleme sind vielfältig. So macht sich einerseits die Wirtschaftskrise bemerkbar: Die Einnahmen aus den Spieltagen (Ticketverkauf plus Werbeartikel) stagnieren bei den meisten Klubs oder sind rückläufig. Nur Real und Barcelona können diesen Trend durch höhere Einnahmen aus TV-Verträgen kompensieren. Das liegt daran, dass die Fernseheinnahmen in Spanien ungleicher verteilt sind als im Rest Europas. Während in Deutschland, Österreich und Großbritannien die Fußballigen die TV-Rechte vermarkten, verhandeln die Klubs in Spanien jeder für sich. Madrid und Barcelona können ihre marktdominante Position daher ausspielen.

Hinzu kommt, dass die meisten spanischen Klubs überschuldet sind, was an den hohen Spielerausgaben liegt. Allerdings trifft dieses Phänomen nicht alle gleich: So konnte Barcelona seinen Schuldenberg durch konstante Einnahmen seit 2010 um 100 Millionen Euro auf 330 Millionen reduzieren. Pleitevereine wie Valencia und Saragossa dagegen leiden darunter, dass die spanischen Lokalbanken krisenbedingt keine billigen Kredite mehr vergeben.

Wenige Ligen profitabel

Spanien ist kein Einzelfall. Von den fünf großen Ligen in England, Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich sind die Vereine unterm Schnitt nur in Deutschland und England profitabel. In Italien sorgt ebenfalls ein Mix aus hausgemachten (Gewalt in Stadien) und krisenbedingten Problemen (fehlende Einnahmen an Spieltagen) dafür, dass viele Mannschaften mit Finanzproblemen kämpfen. Detto in Frankreich, wo nur Paris Saint-Germain (PSG) herausragt. Das Team gehört seit 2011 Investoren aus Katar. In der Deloitte-Studie hat PSG den größten Sprung nach vorne gemacht und sich bei der Umsatzgröße von Rang zehn auf fünf vorgearbeitet.

Der Verein ist voll vom Sponsoring aus Katar abhängig, das die Weltmeisterschaft 2022 austrägt. Bis zu 200 Millionen Euro pro Jahr zahlt derzeit die katarische Tourismusbehörde in die PSG-Kassa, eine Rekordsumme im Fußballsponsoring. Solche Megadeals dürften nach Einschätzung des Sportanalysten Henri de La Grandville in den kommenden Jahren bei den Großklubs weiter zunehmen und damit für noch mehr Ungleichheit sorgen.

Denn mit der Saison 2013/14 greifen die Financial-Fair-Play-Regeln des Europäischen Fußballverbands (Uefa). Diese sehen vor, dass die Einnahmen der Vereine die Ausgaben ausgleichen müssen. Wer die Millionengagen für Ronaldo und Co weiter bezahlen will, braucht in Zukunft spendablere Sponsoren. (András Szigetvari, DER STANDARD, 24.1.2014)