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Das Platzverbot in der Wiener Innenstadt.

Grafik: APA

Wien - Am Freitagabend findet in der Wiener Hofburg der von der FPÖ Wien ausgerichtete Akademikerball statt. Die Polizei rechnet mit umfangreichen Protestaktionen gegen die Nachfolgeveranstaltung des WKR-Burschenschafterballs. Drei größere Demonstrationszüge sind angemeldet. Rund um die Hofburg gilt seit 16.30 Uhr ein weitreichendes Platzverbot, was bereits im Vorfeld für scharfe Kritik an den Behörden sorgte. In den betroffenen Wiener Bezirken werden bereits Absperrungen aufgestellt.

Die Demonstration "nowkr.at" beginnt um 17 Uhr beim Bahnhof Wien-Mitte, die Demonstranten wollen erst zum Morzinplatz und dann zum Stephansplatz ziehen. Die "Offensive gegen Rechts" organisiert zwei weitere Demonstrationszüge vom Schottentor vor der Wiener Universität zum Stephansplatz und zum Omofuma-Denkmal an der Mariahilfer Straße. Start ist ebenfalls um 17 Uhr. Die Polizei geht von mehreren tausend Teilnehmern aus; erwartet werden auch mindestens sieben Busse mit Unterstützern aus Deutschland.

Vermummungsverbot in allen inneren Bezirken

Neben dem Platzverbot gibt es auch ein Vermummungsverbot vom 1. bis zum 9. Bezirk. Das Vermummungsverbot gilt von 16.30 bis 3 Uhr früh. Journalisten dürfen den abgesperrten Bereich nur zwischen 20.15 und 20.45 Uhr und in Begleitung eines Pressesprechers der Polizei betreten. Diese Maßnahmen sorgten bereits im Vorfeld für viel Kritik. Die Journalistengewerkschaft sieht darin eine Einschränkung der Pressefreiheit.

Wegen des Platzverbots musste zudem die Kundgebung gegen den Akademikerball des Bündnisses "Jetzt Zeichen setzen" abgesagt werden. Dort waren eigentlich Reden von Holocaust-Überlebenden geplant. Die Polizei begründet die Maßnahmen mit einer erhöhten Gefahrenlage.

Mikl-Leitner: "Vertraue der Polizei"

In einer Stellungnahme erklärte Mikl-Leitner: "Ich vertraue voll auf den Wiener Polizeipräsidenten und dass er die notwendigen und geeigneten Maßnahmen ergreift." Laut dem Innenministerium liegt die Verantwortung für die "Gefährdungseinschätzung und die Maßnahmen, die sich aus dieser ableiten lassen, bei der Wiener Polizei", wie ein Sprecher sagte.

Bekleidungsgeschäft schließt wegen Platzverbots

Nicht erfreut über das Platzverbot sind auch die Geschäftsbetreiber in der Innenstadt. Das Bekleidungsgeschäft Popp und Kretschmer teilte in einer Aussendung mit, am Freitag bereits um 15 Uhr zu schließen. "Die Polizei befürchtet Ausschreitungen und bekommt das nicht in den Griff", sagte Geschäftsführer Rainer Trefelik im Gespräch mit derStandard.at. Er kritisiert vor allem, dass das Platzverbot so weitläufig ist. "So geht das nicht, wir müssen ein Zeichen setzen." 

Stenzel: "Vorsicht ist besser als Nachsicht"

Trotz dieser Kritik ist auch die Vorsitzende der Inneren Stadt, Ursula Stenzel (ÖVP), für das weitläufige Platzverbot in ihrem Bezirk. "Hier ist Vorsicht besser als Nachsicht", sagt Stenzel im Gespräch mit derStandard.at. Im vergangenen Jahr seien bis spät in die Nacht "Schlägertrupps" durch die Gassen gezogen, das sei für die Bewohner sehr unangenehm gewesen. Es sei zwar fraglich, ob das Platzverbot bereits so früh ausgesprochen werden müsse, aber die Sicherheit gehe vor.

Staatsoper bleibt offen

Die Staatsoper bleibt hingegen offen. Wer eine Eintrittskarte für Donizettis "L'elisir d'amore" vorweisen kann, wird durchgelassen. Das habe die Polizei versichert, wie ein Sprecher der Staatsoper auf Anfrage mitteilte. Auch Personen, die noch keine Karte haben und sich am Abend eine Stehplatzkarte kaufen wollen, wird demnach Zutritt gewährt. Ähnliches gilt für die Albertina. Es laufe normaler Betrieb, erklärte dort eine Sprecherin, der Zugang sei möglich. Lediglich größeren Besuchergruppen könne es passieren, dass die Polizei beim Betreten der Sperrzone ihre Ausweise kontrolliere.

Nationalbibliothek teilweise geschlossen

Bei der Nationalbibliothek, die sich unmittelbar neben dem Eingang zum Hofburg-Kongresszentrum befindet, sieht die Sache hingegen anders aus. Die Moderne Bibliothek - also die Lesesäle - und das Papyrusmuseum wurden um 16 Uhr geschlossen. Prunksaal, Globenmuseum und Esperantomuseum bleiben länger offen, auch wenn dort mit Zugangsbeschränkungen zu rechnen ist.

"Wir sind relativ verzweifelt, aber wir werden nicht schließen", hieß es im Palmenhaus im Burggarten. Prinzipiell sei von der Exekutive zugesagt worden, dass Besucher über das Albertina-Tor zum Lokal kommen können. Ob das auch möglich ist, wenn es auf der Straße zu Krawallen kommt, werde sich aber zeigen. (red, derStandard.at/APA, 24.1.2014)

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