Eugen Freund, ein erstklassiger Journalist und TV-Präsentator, hat die byzantinischen Bedingungen seiner ORF-Verträge höchst ungeschickt dargestellt. Und er löste damit eine Diskussion über die netten "Goodies" in staats-und politiknahen Unternehmen der "öffentlichen Wirtschaft" aus. Hier soll von den dortigen Zusatzpensionen die Rede sein.

Damit wir gleich beim ORF bleiben: Der schüttete im Jahr 2012 an 762 Personen Zusatzpensionszahlungen in Höhe von 18.409.200 Euro aus. Macht pro Person und Jahr durchschnittlich 24.159 Euro. Das wären dann 1.726 Euro monatliche Zusatzpension, 14-mal pro Jahr.

Wir reden hier nicht (nur) über "Bonzen", sondern über das, was alle Mitarbeiter bekommen. Wir reden nicht über Beamtenburgen, sondern über Unternehmen und Institutionen unter dem Einfluss der öffentlichen Hand (und daher der Parteien und der Gewerkschaft). Das reicht vom ORF über die Wiener Gebietskrankenkasse bis zu den Energieversorgern und der Nationalbank.

Wir reden über insgesamt 539,73 Millionen Euro Zusatzpensionen, die 2012 an 25.626 Personen ausgeschüttet wurden. Schon ein budgetrelevanter Betrag. Und vielleicht ein zusätzlicher Gesichtspunkt in der "Gerechtigkeitsdebatte".

Die Angaben stammen aus dem "Bericht des Rechnungshofes über die durchschnittlichen Einkommen und zusätzlichen Leistungen für Pensionen der öffentlichen Wirtschaft des Bundes, 2011 und 2012". Dieses fast 600 Seiten starke Werk ist vor allem im Tabellenteil eine Offenbarung. Fast könnte man sagen, es ist ein Verzeichnis kleinerer und größerer Paradiese. Diese Kolumne beschäftigt sich mit den "zusätzliche[n] Leistungen für Pensionen". Zur gesetzlichen Pension dazu.

Zusatzpensionen wurden offenbar gerne von politisch und gewerkschaftlich beeinflussten Unternehmen gewährt. Der ORF wurde schon erwähnt. Beachtlich ist auch, was etwa die Verbund AG 2012 auszahlte: an 33 Personen 2.406.600 Millionen, also 72.927 pro Jahr und Person oder 5209 Euro monatlich, 14-mal im Jahr. Im Durchschnitt.

Hier muss man erwähnen, dass der Rechnungshof bei den Einkommen die Gehälter der Manager und der Beschäftigten getrennt ausweist, bei den Pensionen aber beide zusammen.

Aber es ist eben nicht nur Führungspersonal, das so verwöhnt wird. Die Wiener Gebietskrankenkasse zahlte 2012 an 2376 Personen 44.484.900 Millionen. Ergibt im Schnitt pro Person und Jahr 18.723 Euro. Oder 14-mal 1337 Euro.

Oder: Die "Energie Burgenland AG" zahlte an 72 Personen 1.092.200 Euro. Macht 15.169 pro Person und Jahr.

Ehrfürchtig bestaunen muss man die Österreichische Nationalbank: 114.134.600 Euro an 1315 Personen, macht 86.794 pro Person und Jahr oder 6199,6 Euro 14-mal.

Man muss sagen: In etlichen Unternehmen bemüht man sich um Änderungen. Aber die teuren "Altverträge" gibt es. Und: Die Mitarbeiter leisten zu solchen Pensionen meist Beiträge. Aber der Arbeitgeber trägt wohl den Löwenanteil. Wenn man den richtigen, kuscheligen Arbeitgeber hat. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 25.1.2014)