"Ich teile mit, dass ich das gemeinsame Leben, das ich mit Valérie Trierweiler geteilt habe, beende." Mit dieser Erklärung suchte Hollande am Samstagabend einen Schlussstrich unter eine Liebes- und zunehmend auch Staatsaffäre zu ziehen, nachdem ein Klatschheft vor zwei Wochen seine Liaison mit der Schauspielerin Julie Gayet publik gemacht hatte.
In dem lakonischen Communique zu Handen von Agence France Presse betont Hollande, dass er die Beziehung mit Trierweiler allein aufgelöst habe. Gerade elegant wirkt es nicht, die ganze Welt wissen zu lassen, dass er seiner Partnerin die Türe gewiesen hat. Eine neutralere Formulierung wäre umso näher gelegen, als sich die beiden am Samstag offenbar bei einem Mittagessen über die Modalitäten der Trennung einigten.
Doch Hollande wollte ganz offensichtlich seine Entschlossenheit und Autorität markieren. Damit reagiert er nicht zuletzt auf Karikaturen, die ihn beim Lavieren zwischen zwei Frauen gezeichnet hatten.
Für Trierweiler macht dies die Sache nicht leichter. Die "entlassene" First Lady tritt am Sonntag eine seit langem geplante Reise nach Indien an, um im Rahmen ihres humanitären Engagements für die Hungerhilfe einzutreten. Nun stuft das Präsidialamt den Besuch als "rein privat" ein. Die dermaßen desavouierte Première Dame kann sich nun auf Pressefragen in Indien gefasst machen, in welcher Funktion sie eigentlich reise.
In Paris fragen sich die Medien nun, ob Frankreich eine neue First Lady hat. Das heißt auch, ob Hollande am 11. Februar der Einladung der Obamas ins Weiße Haus in Washington allein Folge leisten wird - oder zusammen mit der 41-jährigen Schauspielerin Julie Gayet.
Wie auch immer, wird sein ganzer USA-Besuch von dieser Frage überschattet sein. Der politische Flurschaden seiner Affäre ist für Hollande beträchtlich. An sich sind die Franzosen in solchen Dingen sehr liberal und tolerant, denken sie doch, dass auch der Präsident Anspruch auf ein vertrauliches Privatleben habe. Aber in Paris mehren sich auch unagenehme Fragen. Stimmt zum Beispiel die Meldung des Klatschmagazins "Closer", dass Hollande mit Gayet schon seit zwei Jahren ein Verhältnis habe? Das würde bedeuten, dass der 59-jährige Sozialist seinen Landsleuten im Präsidentschaftswahlkampf 2012 eine "heile" Beziehung mit Trierweiler vorgespielt hatte: Damals bezeichnete er die 48-jährige Journalistin als "Frau meines Lebens". Im Präsidentschaftswahlkampf 2007 hatte Hollandes frühere Lebenspartnerin Ségolène Royal - die beiden haben zusammen vier Kinder - bereits eine intakte Beziehung vorgegaukelt, obwohl ihr Ex-Partner bereits mit Trierweiler zusammen war.
Dieses Verhalten stößt in Frankreich nicht unbedingt auf moralische Ablehnung. Aber es wirkt auch nicht sehr mustergültig für eine so hohe Funktion, wie sie der Staatspräsident verkörpert. Der vormalige Präsident Nicolas Sarkozy hatte seine Wiederwahl 2012 auch wegen seiner unablässigen Präsenz in der People-Presse verpasst. Ob Hollande ein ähnliches Schicksal bevorsteht, muss sich weisen. (Stefan Brändle, derStandard.at, 25.1.2014)