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Blick auf Davos und die Schweizer Alpen, vor dessen Kulisse sich Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Kultur trafen.

Foto: EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

So viel Zuversicht herrschte seit Jahren nicht mehr auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. "Die existenzielle Bedrohung des Euro ist abgewendet", sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn am Samstagnachmittag bei einer Diskussion. Alle Redner stimmten ihm zu: Vom deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble bis zum Eurogruppen-Präsident Jeroen Dijseelbloem. Erholung war das Wort, das am häufigsten bei den Diskussionen seit Beginn der Veranstaltung am Dienstag verwendet wurde. Zwar wurde das Wort mit diversen Attributen versehen: "Fragil" fügte der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi hinzu, von "jobloser Erholung" sprach der Chef des Weltgewerkschaftsverbandes, Philipp Jennings.

Wenn von Risiken gesprochen wurde, kamen wieder die Banken ins Spiel. Draghi hatte am Freitag die Debatte darüber eröffnet, dass europäische Banken, die den Stresstest heuer nicht bestehen, "schlicht geschlossen" werden sollten. 132 Geldinstitute müssen sich dem Test unterziehen, das Ergebnis soll im November vorliegen. Nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain sind europäischen Banken in einer besseren Verfassung als vor einem Jahr. Notfalls müssten Banken auch untergehen können, wenn sie die Tests nicht bestünden, sagte Schäuble.

Risiken

Dijsselbloem verwies darauf, dass davor noch einige Schritte stünden. So könne ein Staat eine Geldspritze verabreichen. Könne dieser das nicht, dann trete das Bankenrettungsprogramm in Kraft. All das solle im März von den Euro-Finanzministern beschlossen werden. Er hoffe fast, dass es beim Stresstest auch schlechte Nachrichten gebe, um die Krisenfestigkeit der europäischen Banken tatsächlich feststellen zu können. Währungskommissar Rehn meinte dagegen: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bank durchfalle, sei gering. UniCredit-Chef Federico Ghizzoni antwortete auf die Frage einer italienischen Journalisten, ob es als Folge zu einem Zusammenschluss von Banken kommen könne, dies sei für kleinere Banken möglich.

Auf weiter bestehende Risiken wies Christine Lagarde hin, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die anhaltend niedrige Inflation in der Eurozone berge die Gefahr einer Deflation - also eines Teufelskreis aus verfallenden Preisen für Waren und Dienstleistungen und dadurch verursachtem Schrumpfen der Wirtschaft. Draghi widersprach: diese Gefahr sehe er nicht.  Die Inflationsrate im Euroraum werde zwar noch längere Zeit sehr gering bleiben, dann aber auf etwa zwei Prozent anwachsen.

Pessimistische Stimmen

Nur vereinzelt gab es bei diesem Treffen von rund 2500 Vertretern der Finanz- und Politelite in den Schweizer Bergen in den vergangenen Tagen pessimistische Stimmen: Dazu gehörte vor allem der frühere Bundesbanker und nunmehrige Chef der Schweizer Bank UBS, Axel Weber, und der frühere IWF-Ökonom Ken Rogoff. Sie forderten weitere Reformen in Europa. Auch Rehn verlangte insbesondere von Frankreich und Italien weitere Anstrengungen. Ungewöhnlich viel Lob bekamen diesmal die Griechen in Davos für ihre bisherigen Reformschritte, auch Spanien, Portugal und Irland seien auf dem richtigen Weg, wurde mehrfach betont.

Fast kein Redner vergaß zu erwähnen, dass Arbeitslosigkeit das größte Problem sei, insbesondere die Tatsache, dass so viele junge Menschen in Südeuropa keine Beschäftigung haben. Konkrete Konzepte zur Bewältigung des Problems wurden jedoch nicht vorgestellt. Der Fokus lag diesmal auch mehr bei Problemen im politischen Bereich: Syrien, Ägypten, der israelisch-palästinensische Friedensprozess und die Ukraine waren die Krisen, mit denen man sich heuer in Davos auseinandersetzte. Das Wort "Eurokrise" ist kein einziges Mal gefallen.  (Alexandra Föderl-Schmid, derStandard.at, 25.1.2014)