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Die Regierung Argentiniens gibt den Dollar wieder als Spargut frei.

Foto: AP/Pisarenko

Buenos Aires - In einigen Geschäften in Argentiniens Hauptstadt haben die Händler schon die Preisschilder für die Waren abmontiert. Die Inflation schlägt zu. "Alle erhöhen hier die Preise, einige wollen Montag und Dienstag erst gar nicht aufmachen", sagte ein Geschäftsmann in Once, einem Stadtviertel von Buenos Aires.

In anderen Stadtteilen geht es ähnlich zu. Die Begründung ist immer gleich: Angesichts der hohen Inflation und des Peso-Absturzes weiß niemand mehr, wo die Reise hingeht. Die Preise sind schwer zu kalkulieren.

Die Regierung stemmt sich zwar gegen den Negativ-Trend und gibt ab Montag den Dollar wieder als Spargut frei. Doch damit ist die Inflation nicht zu bändigen. Argentinien ist hoch verschuldet, von internationalen Kreditmärkten faktisch ausgeschlossen und sieht sich mit einer Teuerungsrate konfrontiert, die 2013 nach Schätzungen privater Experten bei 28,3 Prozent lag. Offizielle Statistiken beziffern die Inflation in der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas 2013 dagegen auf 10,9 Prozent, was Marktkenner aber als Wunschdenken deklarieren.

Größter Tagesverlust seit 2001

Der Peso musste am Donnerstag vorübergehend den größten Tagesverlust seit der Staatspleite Ende 2001 verkraften. Zwölf Prozent ging es gegenüber dem US-Dollar bergab. Der Dollar stand bei acht Peso und die gebeutelte argentinische Währung konnte bis Freitag nur relativ wenig Boden wieder gut machen. Auch der ohnedies erheblich höhere Dollar-Schwarzmarktkurs legte kräftig zu auf zeitweise 13,2 Pesos. Nach der angekündigten Wiederfreigabe der seit Oktober 2011 gesperrten Dollarkäufe beruhigte sich die Front am Freitag ein wenig und der Kurs gab auf 11,9 Pesos nach.

Dafür hatte am Donnerstag aber auch der Verkauf von 180 Millionen US-Dollar durch Argentiniens Zentralbank gesorgt. So schmelzen Argentiniens Devisenreserven dahin. Derzeit sind es nur noch 29,3 Milliarden Dollar. Wirtschaftsminister Axel Kicillof führte den Peso-Absturz, der an den Weltfinanzmärkten spürbares Unbehagen auslöste, auch auf eine "sehr starke Spekulationsattacke" gegen die argentinische Regierung zurück. Da seien Kräfte am Werk, die den Schwarzmarktkurs des Dollar gerne bei 13 Pesos sähen, sagte er dem Radiosender Continental. Allerdings dementierte er, dass die Peso-Abwertung höhere Preise zur Folge habe. Dies sei ein Lüge. "Das werden wir nicht erlauben."

Krise

Trotz aller Versicherungen lassen die Turbulenzen unweigerlich Erinnerungen hochkommen an die existenzielle Krise Argentiniens vor der Staatspleite vor über einem Jahrzehnt. Brasilien, dessen Real- Währung ebenfalls heftig unter Druck steht, sorgt sich bereits um seinen Absatzmarkt in Argentinien. Vorige Woche war Kicillof beim Pariser Club, um die Gespräche über die immer noch ausstehenden Milliarden-Schulden Argentiniens neu zu beleben. Ohne eine Regelung bleibt Argentinien und Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner der Weg zu den Kreditmärkte weiter verschlossen.

Für die Opposition ist längst klar, dass die Regierung in diesem schwierigen Fahrwasser "völlig den Kurs verloren hat", wie es Kirchners Ex-Wirtschaftsminister, der heutige Oppositionelle Martin Lousteau formulierte. Die nun eingeleiteten Maßnahmen könnten den Dollar-Anstieg befeuern oder zu weiterem Devisenverlust führen. "Die Regierung sagt heute das und morgen etwas anderes. Sie sagt, dass sie nicht abwerten will und endet dann doch mit Abwertung", kritisierte Lousteau. Dem hält die Regierung entgegen, der Peso-Verlust sei nicht durch den Staat, sondern den Markt erfolgt. (APA, 26.1.2014)