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In perfekter Position streifte der Salzburger Hannes Reichelt seinen ersten Sieg in Kitzbühel ein.

Foto: AP/Tanaka

Kitzbühel - Die Tat auf dem Berg dauerte knapp mehr als zwei Minuten. Etwas länger dauerte es, bis der Salzburger Hannes Reichelt zu folgender Erkenntnis gelangte: "Jetzt bin ich einer von ihnen." Jetzt gehört er zum erlauchten Kreis der Abfahrtssieger auf der Streif, und das sei ihm so richtig bewusst geworden, als ihm seine Vorgänger wie Stephan Eberharter, Fritz Strobl oder Günther Mader, der zudem den Rennchef seiner Skifirma Salomon macht, zum Triumph gratulierten - zum ersten eines Österreichers seit Michael Walchhofer 2006.

Der Neuzugang des einschlägigen Legendenklubs ist 33 Jahre alt, kommt aus Radstadt, lebt in Innsbruck, hat Matura, den Pilotenschein und es bisher auf sieben Weltcupsiege gebracht, zwei in der Abfahrt, vier im Super-G und einen im Riesenslalom. 2011 bei der WM in Garmisch-Partenkirchen nahm er sich die Silbermedaille im Super-G. Er ist ein freundlicher und recht witziger Typ, dem die Konkurrenz den Erfolg gönnt. Der ist allein an offiziellem Preisgeld 70.000 Euro wert. Und den Sponsoren pflegt er mehr wert zu sein als in anderen Weltcuporten, die Prämien der Ausrüster fallen hier deutlich höher aus.

Jedem das Seine

"Das war sicher einer meiner schönsten Tage", sagte Reichelt, dem bei der abendlichen Siegerehrung vor einem Menschenmeer in Kitzbühel zum Heulen war. Jetzt hat jeder das Seine in den Alpen, die Schweizer haben in Patrick Küng den Lauberhornsieger, die Österreicher in Reichelt den Hahnenkammsieger.

"Ich hoffe, dass das eine Initialzündung für das Speedteam war", sagte Mathias Berthold, der als Cheftrainer für die Herrenmannschaft verantwortlich zeichnet. Die ist zuvor immerhin 13 Monate lang dem Sieg in einem Speed-Rennen vergeblich hinterher gefahren. Und abgesehen von Reichelt, der damals, im Dezember 2012 und in Bormio, auch für den bis Samstag letzten Abfahrtssieg gesorgt hatte, war die Mannschaft in Kitzbühel nicht ganz so stark, wie sie weiland einmal war.

Das olympische Ziel

Reichelt zählt jedenfalls nicht erst seit Samstag zu den Favoriten auf Olympiagold in Sotschi. Auch dort könnte er eine sieglose Serie beenden, Österreichs bisher letzter Abfahrtsolympiasieger war Fritz Strobl in Salt Lake City 2002. Natürlich hat Reichelt das vor, er sagt aber auch: "Ich fahre für mich und nicht für irgendwelche Serien." Im Abfahrtsweltcup hat Reichelt, heuer schon dreimal Zweiter, 80 Punkte Rückstand auf Titelverteidiger Aksel Lund Svindal, den Meister der Konstanz, der in diesem Winter Platz vier als schlechtestes Ergebnis zu Buche stehen hat.

Das große Thema vor dem Start war Reichelts Rücken gewesen und konsequenterweise war er das auch bei der Nachbesprechung. "Ganz ehrlich, wenn man an den Start geht, dann geht jeder davon aus, dass man fit ist. Wie weh es dann tut, braucht keiner zu wissen", sagte Reichelt, der sich erst kurz vor dem Rennen, unter Zuhilfenahme von Schmerzmitteln, zum Start entschlossen hatte. "Ich hab was nehmen müssen. Die Startnummernauslosung hab ich ja wegen der Schmerzen ausgelassen." Er beteuert, dass die Geschichte mit dem Rücken keine Show ist.

Draufstehen

"Ich hoffe, das wissen auch meine Konkurrenten. Ich habe es immer gehasst, wenn einer vorher gejammert hat, und dann hat er voll angeblasen. Dann sagen die anderen mit Recht, dass das nur eine Markiererei ist. Ich bin ein Sportler, der für Fairness ist und gegen krumme Dinger."

Das Problem sei der Trainingslauf gewesen, "da muss ich schlecht draufgestanden sein". Die Lösung klingt bestechend einfach: "Wenn man sauber draufsteht, dann ist Skifahren kein Körperkiller." (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 27.01.2014)