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Bei den Grammys 2014 höchst erfolgreich: Daft Punk.

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Ihr aktueller Welthit handelt interessanterweise nicht davon, Glück zu haben. Im Amerikanischen bedeutet Get Lucky vielmehr, dass man "einen Stich macht". Dieser hat auch nichts mit Spielkarten oder den fünf Grammys zu tun, die das in Paris beheimatete Duo Daft Punk jetzt in Los Angeles als großer Gewinner der heurigen Grammy-Verleihung erhielt - unter anderem für das beste Album (Random Access Memories) und den besten Song (Get Lucky). Es geht vielmehr um Sex mit gegenseitigem Einverständnis, ohne dass dieser auf einem Bezahlmodell beruhen würde.

Hinter den retrofuturistischen Roboterhelmen, die das Duo Daft Punk trägt, um Tanzblockaden in der Disco zu brechen, stecken zwei französische Elektronikproduzenten. Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo waren Größen der französischen House-Music-Szene, bevor sie ab 1997 mit dem Album Homework zu anonymen Weltstars aufstiegen. Trotz ihres technoiden Images schaffen sie es seitdem mit aufs Wesentliche reduzierten Clubtracks wie Around The World oder One More Time, der längst untergegangenen Disco-Ära der 1970er-Jahre neues Leben einzuhauchen.

Nachdem Daft Punk mit dem orchestralen Soundtrack für Tron: Legacy 2008 auch in Hollywood Fuß gefasst hatten, wurde das Doppelalbum Random Access Memories von 2013 trotz aller modernistischen Imagestrategien ganz altmodisch analog mit alten Studiomusikergrößen aufgenommen. Diese haben vor mehr als 30 Jahren schon für Leute wie Michael Jackson gearbeitet.

Mit dem Südtiroler Veteranen Giorgio Moroder (I Feel Love) und Nile Rodgers von Chic (Le Freak) konnten als weitere Gäste auch zwei aus der Frühpension geholte Gründerväter der Disco gewonnen werden.

Sie können sich nun neben aktuellen Stars wie Pharrell Williams über eine späte Wiederentdeckung freuen. Das Hohelied auf die alte Schule, für dessen aktuelle Vinyledition wochenlang die Handvoll verbliebener Schallplattenpresswerke blockiert wurden, kann allerdings über eines nicht hinwegtäuschen: Daft Punk kriegen den Ruhm, aber weniger Geld. Die Tonträgerverkäufe sind gut, im Vergleich zur goldenen Discozeit aber moderat. Und von den weltweit über 200 Millionen Streamings des Songs Get Lucky erhalten Daft Punk dafür gerade einmal zwei Jahresdurchschnittseinkommen eines österreichischen Arbeiters. Ein Roboter muss also heute härter denn je arbeiten, um zu überleben. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 28.1.2014)