Bangkok - Bei den regierungsfeindlichen Demonstrationen in Bangkok sind nach Angaben der Regierungsgegner am Dienstag erneut Schüsse gefallen. Ein Anhänger der Protestbewegung "Demokratisches Reformkomitee des Volkes" (PDRC) sei verletzt worden, teilte das Komitee am Dienstag auf Twitter mit.
Der Zwischenfall ereignete sich in der Nähe des Treffpunkts, wo Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra und die Wahlkommission über eine Verschiebung der für Sonntag geplanten Wahlen diskutierten. Eine Gruppe Demonstranten habe versucht, das Gelände zu stürmen, berichteten Augenzeugen. Die Demonstranten hätten den Täter selbst gefasst und verprügelt, berichtete der Sender BlueSky. Er sei ins Krankenhaus gebracht worden.
Regierung hält an Wahltermin fest
Ungeachtet der Blockadedrohungen der Opposition will die Regierung die Abstimmung wie geplant am Samstag abhalten. "Wir beharren darauf, dass die Wahl am 2. Februar abgehalten wird, weil die Mehrheit des Volkes die Wahl will", sagte Vize-Regierungschef Surapong Tovichakchaikul am Dienstag vor Reportern.
Die Regierungsgegner, die seit November gegen Shinawatra auf die Straße gehen, lehnen die Wahlen ab und fordern die Einsetzung eines nicht gewählten "Volksrats". Dieser soll Reformen umsetzen, bevor wieder demokratische Wahlen stattfinden. Die konservative und königstreue Opposition, die vor allem in der urbanen Mittelschicht ihre Anhänger hat, hat derzeit nur wenig Aussicht, die Wahlen zu gewinnen. Ihr Anführer Suthep Thaugsuban drohte, "jede Straße" zu den Wahllokalen zu sperren, um die Abstimmung zu verhindern.
Bei einer Reihe von Granatangriffen, Schießereien und Zusammenstößen wurden seit Beginn der Proteste zehn Menschen getötet. Am Dienstag wurde zudem ein Mann nahe einem Protestort tot aufgefunden, er wies mehrere Schusswunden auf. Er trug ein Armband, das bei den Regierungsgegnern beliebt ist. Beobachter befürchten, dass es auch die Wahlen nicht ermöglichen werden, die tiefe Spaltung des Landes zu überwinden, die seit dem Sturz von Yinglucks umstrittenem Bruder, dem früheren Regierungschef und Milliardär Thaksin Shinawatra, durch das Militär vor sieben Jahren anhält.
Kritik von Human Rights Watch
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat indes die Störaktionen der Regierungsgegner scharf kritisiert. "Die Demonstranten behaupten, sie kämpfen gegen Korruption und wollen Reformen, aber das rechtfertigt es nicht, Wähler mit Gewalt an der Stimmabgabe zu hindern und einzuschüchtern", sagte der Asiendirektor der Organisation, Brad Adams. Fast ein Viertel der zur vorzeitigen Stimmabgabe registrierten zwei Millionen Frühwähler konnte nicht wählen. (APA, 28.1.2014)