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Backcheck: Auffälligkeiten, Anekdoten und Analysen aus der EBEL. Jeden Dienstag.

Bevor die Erste Bank Eishockey Liga am Samstag in ihre dreiwöchige Olympiapause geht, werden sowohl in der Platzierungs- als auch in der Qualifikationsrunde bereits Vorentscheidungen über die Teilnehmer am und die Ausgangslage im Viertelfinale fallen. Ein Doppelspieltag bringt den zwölf Teams am Donnerstag wie auch am Samstag den jeweils gleichen Gegner, zwischen den beiden Runden wechselt lediglich das Heimrecht.

Im Hinblick auf die Play-Offs dürfte sich die Zusammenstellung der einen oder anderen Mannschaft noch ändern, denn aufgrund der Olympischen Spiele wurde die internationale Transferperiode bis zum 27. Februar ausgedehnt. Galt in den letzten Jahren noch mehrheitlich der 31. Januar als Stichtag für Vereinswechsel, so wurde diese Frist am IIHF-Kongress 2012 in Japan um zwei Wochen nach hinten verschoben. Damit kam der Weltverband den Forderungen führender europäischer Nationalverbände nach, deren Klubs auch noch nach der traditionellen Länderspielpause im Februar die Möglichkeit erhalten wollten, am Transfermarkt aktiv zu werden. Fortan wird die internationale Übertrittszeit demnach mit 15. Februar enden, nur die laufende Spielzeit bildet aufgrund des Wettstreits im Zeichen der fünf Ringe eine Ausnahme.

Holt Villach noch einen Verteidiger?

Einer der Vereine, dessen Kader sich noch verändern könnte, ist der Villacher SV, der das Angebot an am Markt verfügbaren Verteidigern bereits seit Monaten beobachtet und seine dahingehenden Bemühungen zuletzt wieder intensiviert hat. Schon seit Saisonbeginn fehlt der Abwehr der Adler jene Stabilität, die nötig wäre, um ernsthaft über eine Halbfinalqualifikation spekulieren zu können. Begründet liegt dies einerseits in mangelnder Mobilität des Großteils der Defender, andererseits aber auch in einer häufig laschen Einstellung einiger Stürmer in ihrer Arbeit nach hinten.

Gesucht wird in der Draustadt nach einem eisläuferisch souveränen Defensivvertediger, österreichische Spieler dieses Zuschnitts sind jedoch nicht verfügbar. Holt der VSV einen weiteren Legionär, muss er im Rahmen der Punkte- und Kaderregel zuvor einen Akteur aus der aktuellen Mannschaft abmelden. Treffen könnte es es dabei Torhüter Thomas Höneckl, dem zwar gute Trainingsleistungen attestiert werden, der in seinen Ligaeinsätzen aber nur selten glänzt. Seit seinem Wechsel nach Villach konnte Höneckl in 23 Spielen nur sieben Siege feiern und kassierte im Schnitt 3,97 Gegentore pro Partie. Schwer vorstellbar, dass es sich dabei um jenen Goalie handelt, der 2011 weitestgehend unvorbereitet in das eiskalte Wasser einer qualitativ hochwertigen Finalserie geworfen wurde und diese für sein Team schließlich auch gewinnen konnte.

Titelfavorit wieder in der Spur

Nach holprigen Wochen im Dezember hat der EC Salzburg wieder Fahrt aufgenommen, die Bullen punkteten in jedem ihrer letzten sechs und in zwölf der jüngsten 14 Spiele. Insgesamt stehen nach 48 Runden 32 Siege zu Buche: Höher war Salzburgs Erfolgsquote zuletzt in der Saison 2006/07, sogar in jedem der letzten drei Meisterjahre gewann man weniger Spiele als heuer.

Erfolgsgarant ist die konsequente Defensivarbeit, die sich in einem Gegentorschnitt von nur 2,35 pro Spiel - ebenfalls der beste Wert seit sieben Jahren - niederschlägt, in gleich 20 Partien kassierte das Team von Don Jackson nur einen oder gar keinen Treffer. Doch auch offensiv läuft es hervorragend: Zwar findet sich Salzburgs punktebester Spieler, Thomas Raffl, erst auf Rang 16 der aktuellen EBEL-Scorerliste, Trumpf im Spiel nach vorne ist jedoch vordergründig die enorme Variabilität. Die Sturmreihen sind sehr ausgewogen besetzt, jede Formation strahlt in ähnlich hohem Maße Torgefahr aus. Über eine gesamte Saison hinweg betrachtet entspricht dies dem Wunschszenario eines Trainers, für die heuer wartenden, sehr kurzen Play-Off-Serien liegt im Fehlen einer überdurchschnittlich effektiven, potenziell dominierenden Angriffslinie jedoch womöglich auch ein kleiner Schwachpunkt Salzburgs.

Haie denken schon ans nächste Jahr

Ohne wirklich realistische Chancen auf den Play-Off-Einzug startete der HC Innsbruck in die Qualifikationsrunde, konnte dort jedoch mit Siegen über Olimpija Ljubljana und den KAC bereits zwei Ausrufezeichen setzen. Die Tiroler präsentieren sich insgesamt deutlich stärker als in der letzten Saison, speziell bei der Besetzung der Importplätze im Angriff bewies man ein gutes Händchen. Um sich dem EBEL-Mittelfeld im kommenden Jahr noch weiter anzunähern, muss die vor dem meist gut disponierten Goalie Adam Munro spielende Defensive maßgeblich verbessert werden. Abzuwarten bleibt, ob mit dieser Aufgabe weiterhin Daniel Naud betraut wird, oder ob im Sommer ein neuer Trainer eingesetzt wird.

Bereits unter Dach und Fach gebracht hat Innsbruck die Vertragsverlängerungen mit Schlüsselspielern wie Adam Munro, Alexander Höller oder Jeff Ulmer. Der weitgereiste Kanadier (14 verschiedene Klubs in zehn Jahren in Europa) stieß erst Anfang Dezember zum Team, erwies sich aber umgehend als dominierender Gestalter des Offensivspiels der Haie. Speziell das Powerplay wurde mit ihm (7:35 Minuten in Überzahl pro Tor) deutlich gefährlicher als zuvor (11:04 Minuten).

Junge Slowenen als einziger Lichtblick

Wie der HC Innsbruck musste auch Olimpija Ljubljana die Qualifikationsrunde ohne Bonuspunkte in Angriff nehmen. Zwar dokumentieren zwei Siege in vier Spielen die Konkurrenzfähigkeit der Drachen, der Sprung ins Viertelfinale wird den Slowenen jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gelingen. Die im Dezember vollzogene Umstrukturierung im Management hat die dramatische finanzielle Lage des Klubs leicht entspannt, einzelne Spieler sehen sich jedoch nach wie vor mit unregelmäßigen Gehaltszahlungen konfrontiert. Ausgerechnet die beiden Hauptakteure beim sonntägigen Sieg über Dornbirn, Torhüter Jerry Kuhn und Vierfachtorschütze Nick Ross, suchten jüngst um die Freigabe an, den Verein zu verlassen. Die Klubführung lehnte in beiden Fällen ab, möchte zunächst die Resultate der Doppelrunde gegen Székesfehérvár abwarten.

Die einzige Konstante im wohl turbulentesten Jahr der EBEL-Zugehörigkeit Olimpijas waren und sind die herausragenden Leistungen junger slowenischer Spieler im Team: Das Trio Ken Ograjenšek (22), Žiga Pešut (21) und Gegor Koblar (21), formell die dritte Angriffslinie, sammelte bisher nicht weniger als 79 Scorerpunkte. In einer Mannschaft, deren Tordifferenz in für die Plus/Minus-Wertung relevanten Spielsituationen bei -34 liegt, weist keiner der drei Cracks eine negative Bilanz auf. Klubinterner Topscorer und -torschütze ist mit Miha Verlič ebenso ein erst 22jähriger Einheimischer, den 16 Saisontreffer und 33 Punkte sogar den Weg in den Kader der slowenischen Nationalmannschaft für die anstehenden Olympischen Spiele ebneten. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 28.1.2014)