Wien - Die Causa Silvia Stantejsky gewinnt an Brisanz: Die entlassene Vizedirektorin des Burgtheaters überlegt, Georg Springer, den Chef der Bundestheaterholding, wegen Ehrenbeleidigung, Kreditschädigung und übler Nachrede zu klagen. Springer hatte ihr vorgeworfen, als Geschäftsführerin "ein buchhalterisches Parallelsystem" bzw. eine "Schattenorganisation" aufgebaut sowie "dolose Handlungen" gesetzt zu haben.

Stantejsky setzte sich nun persönlich gegen die Anschuldigungen zur Wehr: Sie gab Ö1 ein Interview, das am Dienstag in zwei Teilen gesendet wurde. Sowohl Springer als auch der Aufsichtsrat seien von sämtlichen buchhalterischen Entscheidungen informiert worden: "Parallel kann gar nichts geschehen." Auch habe sie nie "vorgegaukelt", dass es keine finanziellen Probleme gebe. Sie bestätigte aber Überweisungen auf ihr eigenes Konto. Diese seien ein Ausgleich für Barauszahlungen von Gagen während der Theaterferien gewesen, die sie aus ihrem Privatvermögen vorgestreckt habe. Diese Vorgangsweise sei "allgemein bekannt" gewesen.

Isabell Lichtenstrasser, Stantejskys Anwältin, vertritt die Meinung, dass eine Entlassung nicht mit "dem Prinzip der Unverzüglichkeit" begründet werden könne: Bis jetzt handle es sich lediglich um Ungereimtheiten, die untersucht werden. Daher hätte eine Suspendierung ausgereicht.

Für Beate Meinl-Reisinger, die Kultursprecherin der Neos, hat das Kontrollsystem versagt. Es sei "schon etwas gewagt" von Springer, jegliche Verantwortung von sich zu weisen: "Es stellt sich für mich die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Holdingkonstruktion, wenn diese ihre Kontrollfunktion nicht wahrnimmt." (trenk, DER STANDARD, 29.1.2014)