Bereits 2010 amüsierten sich die beiden: Wolfgang Mayrhuber (li.) von der Lufthansa und René Obermann.

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Frankfurt/Wien - Bei der Chefsuche der Lufthansa ist nun nach Medienberichten auch der frühere Telekom-Chef René Obermann im Gespräch. Nach Informationen von Handelsblatt und Rheinischer Post hat der Aufsichtsrat des Unternehmens Kontakt zu Obermann aufgenommen.

Ein Lufthansa-Sprecher erklärte am Dienstag, dass das Findungsverfahren noch nicht abgeschlossen sei. Es sei noch keine Entscheidung gefallen. Zu einzelnen Kandidaten werde man sich nicht äußern.

Als Favorit für die Nachfolge des spätestens im Mai ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden Christoph Franz gilt bisher der Chef der Passagiersparte, Carsten Spohr.

Obermann hatte Ende vergangenen Jahres nach sieben Jahren an der Unternehmensspitze die Deutsche Telekom verlassen. Er begründete den Weggang unter anderem mit dem Motiv, künftig wieder näher ans operative Geschäft und an die Kunden rücken zu wollen.

Anfang dieses Jahres wurde er Chef des niederländischen Kabelnetzbetreibers Ziggo. Das Unternehmen stand seit Längerem auf der Kaufliste des Riesen Liberty Global, der in Deutschland bei Unity Media und Kabel Baden-Württemberg die Fäden zieht.

Fusionsempfehlung

Am Montag legte Liberty Global, das zum Imperium des texanischen Medienmoguls John Malone gehört, ein Kaufangebot in Höhe von rund sieben Milliarden Euro für Ziggo vor. Der Vorstand, einschließlich Obermann, empfahl den Aktionären die Annahme.

Für Obermann bleibt Ziggo eine kurze Episode: Für den Fall der Übernahme hatte er sich einen vorzeitigen Ausstieg vorbehalten.

Für sein kurzes Engagement erhält Obermann laut Informationen der Rheinischen Post mindestens 4,7 Millionen Euro Abfindung bzw. Gehaltsfortzahlung, wenn Ziggo vom US-Konzern Liberty übernommen wird.

Die Summe setzt sich zusammen aus dem Grundgehalt von jährlich 750.000 Euro bis Ende 2016 für Obermann sowie der Auszahlung eines "Signing Bonus" von 2,45 Millionen Euro, den der 50-Jährige auch ausgezahlt bekommt, wenn Ziggo den Vertrag beendet. Hinzu kommen einige weitere Vergütungsbestandteile, die bei einer Übernahme ausgezahlt werden.

Als Chef der Telekom erhielt Obermann im Jahr 2012 3,8 Millionen Euro inklusive langfristiger Boni. Er verließ die Telekom Ende 2013 freiwillig drei Jahre vor Ende seines zweiten Fünf-Jahres-Vertrages.

Privat ist Obermann seit 2007 mit der ZDF-Moderatorin Maybrit Illner liiert. Beide trennten sich davor von ihren Partnern. Es funkte in ihrer eigenen Sendung bei dem Thema "Was haben wir vom Aufschwung?"

Der scheidende Lufthansa-Chef Franz verlässt den Konzern nach einer Periode als Vorstandschef. Er folgte dem Österreicher Wolfgang Mayrhuber, jetzt Aufsichtsratschef der Lufthansa, der Obermann offenbar favorisiert. (dpa, cr, DER STANDARD, 29.1.2014)