Frankfurt - Eine einflussreiche Beratergruppe der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich besorgt über den schnellen Anstieg der Zinssätze am europäischen Geldmarkt geäußert. Das geht aus einem Protokoll der jüngsten Sitzung der sogenannten Geldmarkt-Kontaktgruppe hervor, der etwa 20 Händler großer Banken und einige EZB-Experten angehören. "Manche Mitglieder der Gruppe erklärten, dass ihnen die zu schnelle 'Normalisierung' des (Referenzzinssatzes) EONIA angesichts der gegenwärtigen Lage am Markt in Bezug auf Funktion und Fragmentierung ein Dorn im Auge sei", hieß es in dem Schriftstück, das auf der Internetseite der EZB veröffentlicht wurde. Auf dem Geldmarkt leihen sich Banken untereinander kurzfristig Geld.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte zuletzt erklärt, die Frankfurter Währungshüter würden gegebenenfalls handeln, sollte die nicht beabsichtigte Erhöhung der Geldmarktzinsen "unvertretbar" werden. Denkbar sind dann massive Geldspritzen der Notenbank in das Finanzsystem. Ende 2011 und Anfang 2012 hatte die EZB den Banken so gut eine Billion Euro zugeführt. Die schrittweise Rückzahlung dieses Geldes ist einer der Gründe für den jüngsten Anstieg der Zinsen auf dem für die Refinanzierung der Institute wichtigen Geldmarkt. (Reuters, DER STANDARD, 29.1.2014)