Gesellschaftsdrama, Wirtschaftskrimi, schwarze Komödie der Verwirrungen, Tragödie um Freund-, Feind- und Seilschaften - was immer sich derzeit hinter den Kulissen des Burgtheaters abspielt, ist vor allem eines: undurchsichtig. Burgchef Matthias Hartmann schweigt verständlichermaßen: Man muss die Berichte der externen Prüfer und des Rechnungshofs abwarten. Dann wird klar sein, welche Rolle die ehemalige kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky tatsächlich gespielt hat: die einer selbstlosen Heldin und honorigen Helferin oder jene einer spitzfindigen Finanzjongleurin, die das Theater erfolgreich in eine veritable Krise pilotiert hat.

Stantejsky hat sich nun aus der Deckung begeben und droht dem Chef der Bundestheater-Holding mit einer Klage. In der Tat ist fraglich, ob die Unschuldslammvermutung bei Georg Springer wirklich angebracht ist. Finanzielles Controlling gehört zur Kernaufgabe der Holding. Vielleicht braucht man die also gar nicht - und investiert das so gesparte Geld lieber gleich direkt in die Kunst?

Angesichts lebenserhaltender Milliardenspritzen für Banken aller Art wäre es übrigens fein, würde sich auch der neuerdings für Kultur zuständige Minister Josef Ostermayer einmal substanziell zu den Vorgängen rund um die Burg äußern. Das große Minus auf dem Theaterkonto resultiert bekanntlich vor allem aus der seit Jahren eingefrorenen Dotierung. Gesundschweigen wird wohl nicht funktionieren. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 29.1.2014)