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Fritz Pinter ist zum dritten Mal bei Olympia am Start.

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Wien - Es ist nicht so, dass Friedrich Pinter, der allgemein nur Fritz und von den Freunden und Kollegen Fide geheißen wird, ein Frischgefangter wäre. Der bald 36-jährige Kärntner ist nicht nur einer der ältesten, sondern auch mit drei Entsendungen einer der routiniertesten Olympiateilnehmer im Aufgebot für Sotschi. Wobei: Könnte sich der Vater dreier Kinder das aussuchen, hätte er seine einschlägige Premiere lieber nicht erlebt. 2006 in Turin war er nämlich mittendrin im Dopingskandal um Österreichs Biathleten und Langläufer, obwohl er nach Abschluss aller Untersuchungen die Bestätigung hat, quasi nicht dabei gewesen zu sein.

Die Tage von San Sicario, wo sich damals das Quartier der Biathleten befand, hat Pinter noch heute deutlich vor Augen. "Diese Erfahrung vergesse ich nie, die Razzia, es war wir im Film." Zwei Tage lang durften er und seine Teamkollegen das Haus nicht verlassen. "Wir waren wie gelähmt." Geistig wie körperlich, die Biathlonstaffel aus Daniel Mesotitsch, Pinter, Ludwig Gredler und Christoph Sumann quälte sich drei Tage nach dem Antrittsbesuch der Carabineri auf den 17. Platz.

WM-Bronze daheim

Im Jahr davor hatte Pinter seinen bis dato größten Erfolg gefeiert - bei der Heim-WM in Hochfilzen gehörte er der Bronzestaffel an. Vor ihm war wieder Mesotitsch gelaufen, nach ihm und also vor Finisher Sumann war Wolfgang Rottmann an der Reihe gewesen, der wie Wolfgang Perner aus Turin und ins vorzeitige Karriereende fliehen sollte.

Pinter gehörte auch nicht zur Gruppe jener Athleten, die nach den Skandalspielen unterschiedlich lange aus dem Verkehr gezogen wurden, obwohl ihnen Doping nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Dazu gezählt hat aber Jürgen Pinter, Fritzens um elf Monate jüngerer Bruder, der für vier Jahre gesperrt und auf Lebenszeit aus der sogenannten olympischen Familie ausgeschlossen worden war. 2010 gab Jürgen sein Comeback und schaffte es gar noch zur WM 2011 nach Oslo - im Gegensatz zu Fritz völlig unbewaffnet.

Waffe als Glücksgriff

Der war zur Jahrtausendwende auf Anraten eines gewissen Walter Mayer vom reinen in den bewaffneten Langlauf umgestiegen, zeitgleich mit Christoph Sumann und Mayers Sohn Marc. "Das war die beste Entscheidung meiner Karriere", sagte Pinter anlässlich des Ausfassens seiner schon dritten Olympiamontur am Dienstag in Wien. Zwar hatte er es als Langläufer nach Abschluss der Skihandelsschule in Schladming schon in den Weltcup geschafft, dort aber nicht in die erweiterte Spitze.

Im Biathlon zählt Pinter sehr wohl dazu, obwohl er für sich selbst erst drei Podestplätze herausschoss und -lief und in Sotschi nur erster Ersatzmann ist. Dort wie vor vier Jahren in Vancouver nicht zum Einsatz zu kommen, mag sich Pinter lieber nicht vorstellen. "Es kann schnell gehen, dass einer ausfällt. Ich wünsch es aber keinem. Meine Chance ist der Einzelbewerb, der ist aber ziemlich schusslastig mit der Strafminute pro Fehler." Zuletzt und in Antholz war er nach zwei Strafminuten starker 13.

Ein Beißer

Zu Beginn seiner zweiten Karriere waren Pinter die 20 Kilometer so gar nicht entgegengekommen. "Ich habe mir schwergetan, das Schießen zu erlernen. Beim Sumi ist das leicht gegangen, ich habe diese Gabe nicht mitbekommen. Bei mir war es harte Arbeit. Aber ich bin ein Beißer."

Mag sein, Pinter lässt es nach den Spielen sein. Daheim in St. Jakob in Haus bei Hochfilzen, wo Pinter in seiner Zeit als Sportsoldat Sandra kennenlernte, warten schließlich die Kinder, Kilian (3), Matti (7) und Lena (8). Die beiden älteren versuchen sich schon als Langläufer, "und ich möchte mehr mitbekommen von ihnen". Seinen Kindern, aber auch anderen Talenten hätte er als Trainer viel mitzugeben. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass man auch ohne großartige Erfolgsserien mit einer Karriere zufrieden sein kann, "wenn man sich kein Versäumnis vorzuwerfen hat". (Sigi Lützow, DER STANDARD, 29.1.2014)