Ein neues Buch gibt Tipps, wie man Inhalte aus Social Media prüft.

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Richtlinien in Buchform: "Verification Handbook"

Foto: Screenshot Verification Handbook

Das European Journalism Centre hat eben das "Verification Handbook" veröffentlicht. Richtlinien zeigen Schritt für Schritt, wie User-generierte Inhalte auf ihre Glaubwürdigkeit überprüft werden können. Die Herausgeber Craig Silverman, Journalist und Blogger ("Regret the Error") und Rina Tsubaki (European Journalism Center) geben hier einen Überblick.

Gerüchte verbreiten sich schnell

Bei den Protesten in London im Jahr 2011 kursierten im Netz Gerüchte über einen aus dem Zoo ausgebrochenen Tiger und über Feuer im London Eye. Während Hurrikan Sandy waren die Social-Media-Kanäle voll mit manipulierten Fotos. Und nach dem Anschlag auf den Marathon in Boston im Vorjahr führte die Veröffentlichung von Verdächtigenfotos zu einer unkontrollierbaren Welle an Amateurermittlungen im Netz.

Denn in Sozialen Netzwerken verbreiten sich Gerüchte unglaublich schnell. Zu prüfen, ob sie wahr oder falsch sind, ist die ureigene Rolle von Journalisten. Allerdings fehlen vielen noch die Skills, User Generated Content (UGC) effizient auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Unverzichtbare Nachrichtenquellen

Und das, obwohl diese Plattformen bei Katastrophen mittlerweile unverzichtbare Nachrichtenquellen sind - wie dieses Video von Twitter am Beispiel des Fukushima-Erdbebens verdeutlicht. Werden doch mehr als 100 Stunden Video jede Minute auf Youtube hochgeladen, 500 Millionen Tweets pro Tag gesendet.

Besonders wichtig wird das dann, wenn Journalisten nicht vom Ort des Geschehens berichten können. Beim Erdbeben in Haiti im Jahr 2011 etwa konnten lokale Medien aufgrund der Schäden nicht senden und nur wenige ausländische Korrespondenten waren im Land. Via Twitter hingegen wurde berichtet; über die Plattform Ushahidi wurden Updates gesammelt und in Karten visualisiert.

Redaktionen, die Informationen aus solchen Quellen übernehmen, brauchen dann das Know-how zur Verifizierung – und müssen Fakes und Fehlinformationen schnell entlarven können.

Quellencheck im digitalen Zeitalter

Es gibt eine Reihe von (kostenlosen) Tools, um User Generated Content zu prüfen und seine Urheber aufzuspüren. Mit Google-Tools wie Google Street View und Google Earth etwa kann der Ort, an dem Filme oder Fotos aufgenommen wurden, identifiziert werden. Google Image Search und TinEye erlauben auch eine umgekehrte Bild- und Thumbnail-Suche, um zu überprüfen, wo ein Bild erstmals hochgeladen wurde. Tools zur Onlinepersonensuche wie Spokeo wiederum helfen, die Urheber von Inhalten aufzuspüren.

Neuerdings gibt es außerdem Bestrebungen, die Verifizierung von Information zu automatisieren. Patrick Meier, ebenfalls Autor des Verification Handbooks, beschreibt Forschungsprojekte, die die Glaubwürdigkeit von Tweets automatisch vorhersagen wollen. Andere, wie die Initiative Artificial Intelligence for Disaster Response (AIDR), arbeiten an der Identifizierung relevanter Inhalte.

Filtern, prüfen, beurteilen

Wir sind in der frühen Phase der maschinengestützten Verifizierung, aber in Kombination mit den bereits jetzt verfügbaren Tools stehen Journalisten in der täglichen Arbeit eine Reihe von Hilfsmitteln und Algorithmen zur Verfügung. Die letzte Beurteilung wird aber letztendlich immer bei den Journalisten selbst liegen. Ihre Rolle ist es, Informationen aus Sozialen Netzwerken zu filtern, zu prüfen und zu beurteilen.

Das Handbuch mit Beiträgen vieler prominenter Journalisten von BBC, Storyful, ABC, Digital First Media und anderen gibt es als Gratis-Download: verificationhandbook.com. An einer deutschen Version wird bereits gearbeitet. (Übersetzte und überarbeitete Version eines Blogposts im World News Publishing Focus. Bearbeitung Daniela Kraus, derStandard.at, 30.1.2014)