Die syrische Regierung hat nach Angaben einer US-Menschenrechtsgruppe mehrere Wohngebiete zerstört, um deren Bewohner für eine Zusammenarbeit mit Aufständischen zu bestrafen. Seit Juli 2012 seien innerhalb eines Jahres sieben Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht worden, erklärte Human Rights Watch in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Die Gesamtfläche entspreche 200 Fußballfeldern. Unter den Tausenden zerstörten Gebäuden seien viele Wohnblocks mit acht Stockwerken. Die Organisation veröffentlichte als Beleg Satelliten-Aufnahmen von vor und nach der Zerstörung in den Städten Hama und Damaskus sowie Zeugenaussagen:

 

Zerstörung von Hama

Das Stadtviertel Masha' al-Arbeen in Hama, vor, während und nach der Vernichtung durch Regierungstruppen. (Quelle: EPA/HUMAN RIGHTS WATCH)

 

Mezzeh, Damaskus

 Auf dem Weg von Daraya zur Luftwaffenbasis in Mezzeh in Damaskus zeigen Satellitenbilder die großflächige Zerstörung von mehrstöckigen Bauwerken. (Quelle: AP/HUMAN RIGHTS WATCH)

 

Tadamoun, Damaskus

Die Bilder aus dem Damaszener Stadtviertel Tadamoun zeigen ein mehrstöckiges Gebäude in Brand, später wurde es durch kontrollierte Explosionen dem Erdboden gleichgemacht, wie Bilder vom 22. September 2012 zeigen. (Quelle: AP/HUMAN RIGHTS WATCH)

 

Vertreter der syrischen Regierung waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Human Rights Watch zufolge begründen die Behörden den Abriss mit fehlenden Baugenehmigungen oder führen städtebauliche Gründe an. Die Umstände der Zerstörung zeigten jedoch, dass damit Zivilisten in Nachbarschaften bestraft werden sollten, in denen sich zuvor Rebellen verschanzt hatten. "Niemand sollte sich von der Regierung vormachen lassen, dass sie mitten in einem blutigen Konflikt Städteplanung betreibt", sagte Ole Solvang von der Organisation mit Sitz in New York. "Das war eine kollektive Bestrafung von Vierteln, die verdächtigt wurden, die Rebellion zu unterstützen."

Der vor fast drei Jahren begonnene Aufstand gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad hat sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet. Die Zahl der Toten wird auf 130.000 geschätzt. In Genf verhandeln derzeit erstmals seit Ausbruch des Aufstandes Vertreter der Regierung und der Opposition über eine Lösung des Konflikts. (stb, Reuters, derStandard.at, 31.1.2014)