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Pürstl bleibt nach umstrittenem Demo-Einsatz unter Druck.

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Die Homepage der Burschenschaft Franko Cherusker.

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Die Gründe für das Beitreten laut Homepage.

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Auch über das Fechten wird informiert.

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"Ja, wir müssen unsere Pflichtpartien fechten."

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Wien - "Du bist der Stachel im Fleisch der linken Schmarotzer, die Du eh immer verachtet hast, weil sie auf Deine Kosten leben." Auf der Homepage der Wiener pennalen Burschenschaft Franko Cherusker im Blauen Kartell ist dieser Satz unter der Rubrik "Gründe, um bei uns dabei zu sein" zu finden.

Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl gab am Donnerstag zu, "einige Monate" bei genau dieser Burschenschaft gewesen zu sein. Pürstl hatte dem STANDARD am Montag erzählt, er könne sich nicht erinnern, wo er als Mittelschüler "überall hineingeschnuppert" habe, es seien "blaue und schwarze Verbindungen" gewesen. Eine von der FPÖ ventilierte war jedenfalls nicht dabei.

Bei der Franko Cherusker lichtete sich die Erinnerung. Er habe aber "ganz sicher keine Mensuren geschlagen". Die besagte Verbindung gehört allerdings zu den sogenannten "pflichtschlagenden" Burschenschaften. Pürstl, seit Jahren tief in der SPÖ verankert, will "kein richtiges Mitglied" gewesen sein. "Er hat nie etwas unterschrieben", konkretisiert sein Sprecher, räumt aber gleich ein, "das ist wahrscheinlich Ansichtssache, wann man Mitglied ist."

Grüne Anfrage an Ministerin

Den Hinweis auf die Franko Cherusker, die laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) "ein Naheverhältnis zum Rechtsradikalismus" hat und "nicht sehr viel nach außen lässt", bekam der Grüne Peter Pilz. Er brachte am Donnerstag umgehend eine parlamentarische Anfrage an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ein. Darin will Pilz unter anderem wissen, wann genau Pürstl bei der Verbindung war, ob der Ministerin "zum Zeitpunkt des FPÖ-Balls in der Hofburg bekannt war, dass Pürstl aus dem Lager der Ballveranstalter stammt", und was der Verfassungsschutz über Pürstls "Freunde aus dem rechtsextremen, deutschnationalen und schlagenden Lager" bekannt sei.

Eine weitere Frage aus der Anfrage des Grünen: "Halten Sie einen Burschenschafter für geeignet, den Polizeieinsatz gegen die Kritiker seiner Verbindungsfreunde zu leiten?"

Pürstl bestätigte dem STANDARD, noch "lose Kontakte" zu "Freunden aus der Mittelschule und auch aus verschiedenen Verbindungen" zu haben. Dabei rede man aber "nie über Burschenschaften, sondern über Privates oder auch Berufliches", so sein Sprecher.

Am Donnerstag hatte Pürstl auch durch ein Ö1-Interview für Aufregung gesorgt, in dem er zur Situation am Stephansplatz Freitagnacht meinte: "Die Frage ist, ob man diesen Gewalttaten entschiedener entgegentreten hätte müssen, ob man nicht, anstatt zu versuchen zu deeskalieren, bereits mit Waffengebrauch entgegentreten hätte müssen."

Grüne und SPÖ verabschiedeten am Donnerstag eine Resolution im Wiener Gemeinderat, die dafür eintritt, den Akademikerball künftig nicht mehr in der Wiener Hofburg abzuhalten. Er habe als "internationales Vernetzungstreffen von Rechtsextremen dem Ruf Wiens geschadet". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 31.1.2014)