Ein Ausschnitt aus einem Musikheft: "Sei doch kein Muselmann ..."

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"Österreichische Schulklassen stellen einen Mikrokosmos der Gesellschaft dar, weswegen sich kein Schüler beim Lesen eines Textes diskriminiert fühlen sollte", sagt M-Media-Geschäftsführer Simon Inou. "Diskriminierung in Schulbüchern bekämpfen" heißt deshalb eine neue Online-Kampagne des Vereins.

Die Kampagne versteht sich als Erweiterung und Ergänzung des Projekts "Migrationen im Schulbuch" der Forscherinnen Christiane Hintermann, Heidemarie Weinhäupl und Christa Markom. Sie untersuchten von 2011 bis 2013 Migrationsnarrative und Repräsentationen von Menschen mit Migrationshintergrund in aktuellen österreichischen Schulbüchern. Dabei ging es unter anderem um die Fragen: Welche Migrationsgeschichten werden erzählt, welche nicht? Und wie werden Migranten und Migrantinnen dargestellt?

Diskriminierungsformen

Das neue Projekt von M-Media stellt dabei auch Fragen nach anderen Diskriminierungsformen. "Die aktuellen österreichischen Schulbücher sollen nicht nur auf die Migrationsnarrative, sondern auch auf die anderen Kernbereiche von Diversität – Alter, Behinderung, Gender, sexuelle Orientierung, Weltanschauung – untersucht werden", sagt Projektmitarbeiterin Tamara Tanasijevic.

Warum Darstellungen in Schulbüchern so wichtig sind, ist für Inou klar: "Schulbücher sind für Kinder die erste mediale Informationsquelle. Wenn nichts gegen Diskriminierung in Schulbüchern unternommen wird, werden bereits vorhandene Stereotype verstärkt." Für ihn ist das vor allem in der Medienlandschaft sichtbar: "Österreichische Journalisten, die in Mainstreammedien arbeiten, vergessen oft, dass sie mit denselben vorurteilsschürenden Schulbüchern sozialisiert wurden. Das ist einer der Gründe, warum wir auch heute dieselbe diskriminierende Darstellung von Minderheiten innerhalb dieser Medien erkennen."

Aufruf zum Mitmachen

Um diskriminierende Inhalte in Schulbüchern erfassen zu können, zählt das Projektteam auf die Mithilfe aller: "Wir rufen alle auf, unsere Initiative zu unterstützen", sagt Tanasijevic. Die Texte können als Scan mit Angabe des Buchtitels, des Erscheinungsjahrs und der Seitenzahl an die Facebook-Seite oder an office@m-media.or.at gesendet werden. Am Ende des Schuljahres werden sie gesammelt an das Bildungsministerium übermittelt.

Simon Inou ist sich sicher: "Je mehr Stimmen sich für eine Reform der Schulbücher äußern, desto eher werden wir gehört." (Jelena Gučanin, daStandard.at, 31.1.2014)