Hier lagert das Bier der Firma Trumer.

Trumer Privatbrauerei

Sie sieht's in Berkeley aus.

Trumer Privatbrauerei

Eine Salzburger Privatbrauerei erobert den US-amerikanischen Westen. Alles begann im Jahr 2003 mit dem überraschenden Angebot eines amerikanischen Brauunternehmers. Carlos Alvarez, Eigentümer der Gambrinus Brewing Company, spezialisiert sich mit seinem Unternehmen auf den Import internationaler Biere für den US-Markt. In den 1990er-Jahren gelang es Alvarez, das mexikanische Corona zum meistverkauften Importbier der Vereinigten Staaten zu machen.

Daraufhin suchte die Gambrinus Company nach einer europäischen Marke und stieß auf die kleine, 400 Jahre alte Trumer Privatbrauerei aus Obertrum bei Salzburg. "Wir wurden zufälligerweise gefunden und vom ersten Moment an geschätzt", erinnert sich Trumer-Chef Josef Sigl. So begeistert war Carlos Alvarez vom österreichischen Bier, dass er kurzerhand die Rechte für die Vereinigten Staaten erwarb. Seit 2004 wird Trumer unter einem Lizenzbrauverfahren für den US-Markt in Berkeley hergestellt und vertrieben.

Brauen mit Schmelzwasser

Die kalifornische Kleinstadt, die vor allem für ihre Universität bekannt ist, ist nachgerade ideal, um ein Bier wie das Trumer Pils authentisch nach österreichischer Originalrezeptur zu brauen. Das Schmelzwasser der nahe gelegenen Gebirgskette Sierra Nevada wartet nämlich mit ähnlichen Eigenschaften auf wie das alpine Wasser in Obertrum. Die restlichen Zutaten wie Hopfen und Malz werden aus Österreich importiert. Damit in Sachen Brauverfahren alles den richtigen Gang geht, wird zwischen Salzburg und den USA tüchtig kommuniziert: "Wir haben immer wieder einen Austausch und eine Kontrolle der Qualitätsstandards", sagt Sigl. Marketing und Vertrieb liegen allein in der Hand der US-Partner.

Dass die Lage der Kleinstadt in der Metropolregion um die Bucht von San Francisco nicht die schlechteste ist, um ein Lifestyle-Produkt an die willigen Konsumenten zu bringen, versteht sich von selbst. Die Bay Area erstreckt sich bis zum Silicon Valley. Das Einzugsgebiet umfasst immerhin sieben Millionen Einwohner, eine zahlungskräftige Klientel, die sich auch im Lebensstil nicht lumpen lässt. Wie an vielen Ecken und Enden der Welt hat sich auch in San Francisco über die vergangenen Jahre ein Trend zu lokalen Produkten und ökologisch bewusster Ernährungsweise entwickelt. Think global, buy local, lautet das Motto.

Der Bierkonsum profitiert davon. Hinter den Tresen der hippen Innenstadtlokale reihen sich schicke Zapfhähne exotischer Kleinbrauereien aneinander. "Die gesamte Bierbranche und insbesondere die amerikanische befindet sich in einer kleinen Bierrevolution, in der Brauereien aus dem Mainstream herausgehen und Biere brauen, die Ecken und Kanten haben. Bier wird bewusster getrunken, und die Vielfalt wird größer", sagt Sigl. Er rechnet damit, dass die Orientierung zu speziellen Nischenbieren zukünftig auch in Europa Einzug halten wird.

Der Geisteswandel in der amerikanischen Bierkultur lässt kreative Geister zur Hochform auflaufen. Ein Qualitätswettkampf, der selbst europäische Brauunternehmer wie Josef Sigl gespannt über den Atlantik blicken lässt. Die sogenannte Craft-Beer-Szene bewegt sich in krassem Gegensatz zu den wässrigen Industriebieren, die heute noch vorurteilshaft mit Amerika assoziiert werden. Craft Beer will mehr sein, der Begriff nimmt Bezug auf das Handwerk der Braumeister und steht heute für Biersorten, die sich geschmacklich aus der Masse hervorheben. Mittlerweile sind 2.483 Craft Breweries über die Vereinigten Staaten verstreut, 316 alleine in Kalifornien. Die Trumer Brauerei in Berkeley darf sich dazu zählen und heimste in der Vergangenheit auch schon Auszeichnungen beim World Beer Cup ein.

Wenn die Reichen und Schönen Bier trinken

Trophäen, die vermutlich auch bei der Vermarktung nicht unnützlich sind. Die Gambrinus Brewing Company hat im Vergleich zu den großen Playern der Bierbranche ein geringes Marketingbudget. Der US-Ableger von Trumer Pils nützt findigerweise die Schönen und Reichen der Filmbranche in Hollywood als Marketingbotschafter. Ein Schauspieler, der genüsslich an einer Trumer-Flasche nippt, ist dem US-Fernsehkonsumenten durchaus ein vertrautes Bild. Trumer-Fläschchen kommen nicht nur in Filmen wie "Green Hornet" und "Savages" vor, auch in Serien wie "Two and a Half Men" und Californication" schenkt man sich das Salzburger Bier "made in USA" ein. (Christian Eidherr, derStandard.at, 7.2.2014)