
In der Nacht von Sonntag auf Montag fliegt das Eierlaberl noch einmal mit ordentlich Halli Galli als Begleitung.
Denver gegen Seattle ist es also geworden. Eine Paarung, die man als Super Bowl Tipp heuer schon früh vernehmen konnte. Bereits im Herbst sahen nicht wenige die beiden Teams ganz vorne, auch wenn ich (hoffnungsloser Romantiker) Denver "nur" als Ersatz auf meinem Zettel hatte, falls Cincinnati - völlig überraschend natürlich - das Finale nicht erreichen sollte. Ich beuge mich der einfachen Mehrheit. Es ist alles so gekommen, wie es auch sein soll.
Die Conference Finals waren lediglich was die TV-Zeiten in Europa betraf "falsch" aufgeteilt. In den USA lief um 18:30 Uhr (00:30 Uhr MEZ) Seattle gegen San Francisco, wir waren mit Denver - New England um 21:00 Uhr unserer Zeit nur vermeintlich besser dran, denn es war dann tatsächlich das Nachtspiel, das es in sich hatte.
Böser Welker
Im Nachhinein wirken die "never ever rule out the New England Patriots"-Sprüche ein wenig überlebensgroß geklopft, denn New England war auf Mile High nie wirklich wo drinnen, wovon man sie hätte frühzeitig ausschließen müssen. Nicht nur das machte das AFC Conference Final zur langen Nacht der sportiven Orgasmen aller Brady-Hater, auch die Zeit der Nachwehen nutzte New England überraschend ungelenk, um sich weiter zu entblößen. Head Coach Bill Belichick beschwerte sich tatsächlich über seinen ehemaligen Receiver Wes Welker, den man in der Offseason zum Gegner ziehen ließ, dessen Hit an Patriots Cornerback Aqib Talib für selbigen das Spielende bedeutete. Dieser sei so geplant, gegen jede Regel und gleichzeitig auch die Hauptursache für die Niederlage gewesen. Au weh! Belichick ist also auch nur ein Mensch, der manchmal neben der Spur fährt. Die NFL reagierte darauf und stellte klar, dass die Aktion von Welker vom Reglement im vollen Umfang gedeckt ist. Die Wehleidigkeit Belichicks ist nicht nur deshalb unangebracht, denn Denver war schlicht und ergreifend an dem Tag in allen Belangen besser.
War das Spiel der beiden in der Regular Season noch ein Knaller von einem Brady-Comeback (New England drehte ein 0:24 zur Halbzeit noch in einen Overtime-Sieg um), ahnte man damals aber schon, dass hierbei auch das Glück (des Tüchtigen) mit eine Rolle spielte. Eine Substanz die halt nur in kleinen Fläschchen abgefüllt ist. Das Flascherl war im Conference Final ganz leer und Refill gab es keinen. Denver erspielte sich, wie schon im November in Foxborough, eine frühe Führung, die es im Unterschied zu damals nur nie wieder her gab. Was auch immer New England nach der Pause versuchte, Denver hatte darauf eine Antwort und von Beginn bis zum Ende die Kontrolle über den Gegner und das Spiel. Das muss Belichick einfach zur Kenntnis nehmen. Wird er vermutlich auch schon getan haben. Ja natürlich fehlte Talib. Es wurde trotzdem Football gespielt.
Manning, der einmal mehr für den guten Zweck Omaha bemühte (welches übrigens Peyton von Eli und Eli von Brady stahl) und damit u.a. die Hälfte der kurz von IBES weg gelockten heimischen Twitteria betrinkspielte, wirkte danach nicht wirklich erleichtert, was wohl auch daran liegt, dass er sich der Debatte über seine nun ausgeglichene Playoff-Bilanz weitgehend entzieht und damit davon auch gar nicht beschwert ist. Es kann für ihn auch keinen Zweck erfüllen, denn die Reise endet erst am kommenden Sonntag in New Jersey. Sollte er seine zweite Super Bowl gewinnen, dann sind die Diskussionen so oder so beendet. Sollte er es nicht tun, kann er nichts unternehmen, was eine Fortführung verhindern würde. Außer zurücktreten, wozu er offenbar noch keinen Grund sieht. Vielleicht werden es unterm Strich dann sogar mehr als zwei Ringe.
LOB, Oida!
Mehr Funken sprühten dann an der Schweissbank des Nachtspiels, mittlerweile einem Divisionsduell der Oberklasse: Seattle gegen San Francisco. Vor ein paar Jahren noch war ein Spiel dieser beiden, oder irgendeines der NFC West, in der Regel ein rezeptfreies Schlafmittel. Mittlerweile stehen drei Viertel der Division unter Generalverdacht, die Post Season erreichen zu können. Arizona scheiterte knapp, selbst St. Louis blickt auf Franchises wie Oakland, Buffalo oder Minnesota hinunter. 42 Siege fuhr das Quartett heuer ein und damit mehr als jede andere Division. Leuchtend rotes Schlusslicht ist übrigens die AFC South mit 24 Siegen aus 64 Spielen. Das bedeutet, nur zwölf Siege wurden außerhalb der Division erzielt, was dann vielleicht auch ein wenig die „Stärke“ von Indianapolis erklärt, die 6-0 in der Division sind, außerhalb dieser aber gerade mal auf .500 mit einem 5-5 kamen.
Die Erwartungshaltungen im NFC Championship Game waren oftmals martialischer Natur. "Dog Fight", ist vielleicht gerade in der NFL ein nicht besonders glücklich gewählter Begriff, "immer voll druff auf die Diva" drückte es ein Mann jenseits des Weisswurst-Äquators aus. So war es dann auch.
Das erste Play war so gesehen gar nicht so zufällig ein Fumble durch Aldon Smith an Seahawks Spielmacher Russell Wilson, als dieses später sogar sinnstiftend für diese Partie stand. Derlei Fehler rufen nämlich die Abteilung Schadensbegrenzung in Seattle auf den Plan und mehr als drei Punkte gab es dafür auch nicht abzuholen. Die Verteidigungsreihen waren es auch, die beide Teams im Spiel hielten, obwohl die 49ers sich kurzfristig sogar einen Vorsprung von zwei Scores erwirtschaften konnten. Der Ausgleich durch Marshawn Lynch zum 10:10 läutete eine aufregende zweite Halbzeit ein, in der die Führung zwei Mal wechseln sollte. Beim Stand von 23:17 für Seattle und dreieinhalb Minuten auf der Uhr, marschierte die 49ers Offense von der eigenen 22 zur gegnerischen 18 über mehr als das halbe Feld. Der erneute Einzug in die Super Bowl lag dann, so sah es zumindest aus, in den Händen von Colin Kaepernick und seinen Receivern. Tatsächlich waren es dann aber die Finger von Richard Sherman, der einen Pass in die Endzone auf Michael Crabtree abfälschte und Malcolm Smith die alles entscheidende Interception ermöglichte. Die "Legion Of Boom" hatte also zugeschlagen, so der Künstlername der Herrenrunde hintenrum auf der dunklen Ballseite in Seattle, zu der neben Sherman auch noch Brandon Browner, Kam Chancellor und Earl Thomas gehören.
Erin Andrews, FOX und das Leid mit dem Zielinterview
Das bei uns sehr beliebte alpine Skischnellfahren steht selten aber doch auf meinem TV-Menüplan. Immer dann, wenn die gefürchtete Streif ihre Opfer fordert, der VIP Bereich am Ganslernhang zur Bühne meiner ersten Fernsehliebe, dem Halbblut Apanatschi wird, ist auch mein Herd vollgespritzt vom Schnitzelfett. Der Österreicher in mir kann ja gar nicht anders. Im Spannungsfeld zwischen bewahrender Pflege einer stets gewinnbringenden Folklore und der touristischen Vereinnahmung durch seine Proponenten, entsteht manchmal auch medial Wegweisendes. Da stellte kürzlich dem frisch ausgeschiedenen Volkshelden Marcel Hirscher ein Reporter, augenscheinlich von der Unmöglichkeit eines solchen Ungeschicks übermannt und daher auf Einzeiler limitiert, die Neukircher'sche nächste depperte Frag' mit "Marcel, was war los?" und bekam als Antwort ein ebenso knappes: "Eingefädelt heisst das!"
Das ist schön, sagt es doch mehr über den Fragesteller als über den Befragten. So etwas ähnliches passierte auch Erin Andrews von FOX Sports mit einem Zweizeiler, als sie Richard Sherman bat, sie und die Zuschauer doch an seinen Gefühlen teilhaben zu lassen. Auf den ersten Blick zu sehen ist ein junger Mann, der sich womöglich nur mühsam verständlich machen kann und eine an den hinaus gepressten Schreien (ver)zweifelnde und etwas verängstigte Reporterin, die dann schnell mal wieder zurück zu Joe (Buck) gibt. Dieser erste Eindruck war auch der meine, hielt ich den Mann schlicht nur für dumm. Der Eindruck und mein Urteil sind falsch. Ich möchte das hiermit auch revidieren, was immer ich live über Sherman sagte.
Richtig ist nämlich vielmehr, dass ein solches Interview zu der Zeit mit dem Mann gar nicht stattfinden sollte und falls doch, Verwunderung über die Art und Weise wie er in dem Moment seine Aussagen tätigt, einfach fehl am Platz sind. Was hat man sich denn erwartet? Eine eloquente Analyse eines Spielzugs? Dazu muss man auch die Situation und die Umstände in Betracht ziehen.
Es handelt sich um einen 25-Jährigen, der gerade das wichtigste Play in seiner bisherigen Karriere gemacht hat. Eine Aktion von ihm, die sein Team in die Super Bowl brachte. Es ist unmöglich in dem Zustand ein Kreuzworträtsel zu lösen und daher auch nicht möglich die Frage von Frau Andrews seriös zu beantworten. Dazu kommt noch, dass ihm dieses Play gegen Michael Crabtree gelang. Crabtree ist ein First Round Draft Pick des Jahres 2009, Sherman wurde erst in der fünften Runde von Seattle zwei Jahre danach geholt. Er fühlt sich übergangen und gleichzeitig dazu aufgerufen seine Daseinsberechtigung permanent zu unterstreichen. Vor allem gegen Spieler wie Crabtree. Etwas was übrigens auch ein gewisser Tom Brady nach all den Jahren immer noch als Motivation dient, dass im Jahr 2000 gleich 198 Spieler vor ihm beim Draft an die Reihe kamen. Die Übergangenen haben nicht selten deshalb auch einen Zusatzmotor.
Betrachtet man dann, was er gesagt hat, ist auffällig, dass kein einziges heftiges Schimpfwort dabei ist. Er bezeichnet Crabtree zwar als armselig, qualifiziert dabei aber sein Spiel. Die größte Sünde ist der erste Satz. Seine Mitspieler werden es ihm in dem Ausnahmefall aber verzeihen. Was bleibt ist das:
Andrews: "Richard, let me ask you. The final play. Take me through it"
Sherman: "Well, I’m the best corner in the game. When you try me with a sorry receiver like Crabtree, that’s the result you are going to get. Don’t you ever talk about me."
Andrews: "Who was talking about you?"
Sherman: "Crabtree. Don’t open your mouth about the best or I’m going to shut it for you real quick. LOB!"
Das Thema schließend darf ich mit einem Hinweis auf diese 22 interessante Gedanken betreffend das Sherman Interview bei Forbes.
Zu beachten wäre...
Alles redet über Denvers Offense gegen Seattles Defense, den augenscheinlichsten Stärken der beiden Teams. Natürlich wird, wenn Denver den Ball hat, diesem Messen eine große Bedeutung zukommen. Ebenso wichtig scheint mir aber, wie viele Male das passieren wird. Manning wird sehr wahrscheinlich zu Touchdowns (pl.) werfen, er wird vielleicht gepickt werden, Seattle wird Turnovers erzwingen (müssen). Meine Frage ist: wie oft, und das dazugehörige Match in Kurzform lautet Seattles Offense vs. Peyton Manning. Richtig gelesen.
Wenn Seahawks Head Coach Pete Carroll ein schlauer Mann ist, wovon man ausgehen kann, wird er alles versuchen, um ein Shootout zu verhindern. Wer Denver dazu einlädt, der geht mit einem Messer zu einer Schiesserei. Niemand kann derzeit einen Kampf mit offenem Visier gegen die Broncos für sich entscheiden. Daher wird man versuchen, diesem so gut wie möglich auszuweichen. Wie? Mit langen Drives über sechs, sieben, acht Minuten, um Manning einfach nicht aufs Feld zu lassen. Abschluss mit Punkten wäre schön, aber nicht Bedingung. Feldposition wird tragend und schlagend. Seattles Punter, das gesamte Special-Team der Seahawks, könnten ein entscheidender Faktor werden. Wenn das gelingt und dazu on top noch der eine oder andere Turnover, dann hat Seattle wirklich sehr gute Karten in der Hand. Die Seahawks Offense ist in der Lage gefühlt irgendwas zwischen 21 und 28 Punkten aufs Board zu bringen. Das langt nur dann für einen Sieg, wenn Mannings Gelegenheiten minimiert werden. Ihn komplett zu entschärfen, das schafft nicht mal die Legion of Boom. Da muss die Offense ihr Scherflein beisteuern. Gebaut dafür ist sie mit Lynch und Wilson allemal. Größtes Problem: Denver wird diesen Plan bereits in seinem berücksichtigt haben.
Womit ich kund gebe, was ich glaube, was passieren wird. Ich befürchte für die Defense-Fans, dass diese am Sontag nicht die Championships gewinnen wird, bzw. schon auch, aber halt die der Broncos. Der oben beschriebene Grundplan, einer von mehreren möglichen, schreibt sich schnell, liest sich anständig, wird aber vermutlich nur schwer umsetzbar sein. Weil Denvers Defense, über die eher selten gesprochen wird, vor allem jetzt in der Post Season richtig gut aussieht. Tatsächlich hat sie weniger Yards als Seattle zugelassen und gerade mal einen halben Punkt mehr kassiert. Wie da Russell Wilson reüssieren will und zwar so, dass es eher über die 30er-Punkte Schwelle geht, das ist mir nicht erklärbar. Seattles Passangriff in der Post Season bisher war der schwächste aller zwölf Playoff-Teilnehmer, overall stehen sie am neunten Platz. Vielleicht regte sich bisher so wenig, weil mehr nicht sein musste. Mit weniger als 300 Total Yards Offense im Schnitt kann man immer noch Spiele gewinnen, Seattle beweist es ja gerade, dazu darf der Gegner aber offensiv nicht zur Entfaltung kommen. Genau das glaube ich aber und behaupte, Denver gewinnt die Super Bowl XLVIII mit 31:23.
In die Ferne schauen oder Party machen
Das Spiel der Spiele ist im Free-TV auf PULS 4 und sat1 zu sehen, ebenso am Pay-TV Sender SPORT1 US oder im Web via NFL Game Pass. Viele Fans schauen aber gar nicht in den eigenen vier Wänden, sondern auf einer der vielen Super Bowl Partys. Was in den 90er Jahren mit 30 Leuten im Hinterzimmer eines Vorstadtwirten begann, das macht heut quasi eh jeder. Vom Marriott bis zum Würstelstand, in Kinos, Wettbüros und sogar mitten in den Bergen wird die Super Bowl gemeinsam gefeiert. 54 Partys im ganzen Land habe ich hier aufgelistet. Das sind sozusagen die Legionen des Booms in Austria. PULS 4 sendet ab 23:15 Uhr live von der größten Super Bowl Party Europas im Wiener Marriott. Durch den Partyabend dort führt neben Vikings Stadionsprecher Michael Holub übrigens auch Frau Kiki Klepsch, mit der ich das zweifellose Vergnügen eines CRUSHED Super Bowl Special Videos teilen durfte.
Der sehr fesch gemachte Opener der PULS 4-Sendung von Roland Öller und Bernd Birnbaum ist jetzt schon online zu sehen und lehnt sich an jenem der Confernce Finals an, der mit 180.000 Aufrufen zu einem kleinen YouTube-Hit avancierte. Der Kickoff erfolgt dann um 00:30 Uhr. Christian Nehiba begrüsst davor die Studioexperten Shuan Fatah (Head Coach Swarco Raiders), den ehemaligen Nationalteamspieler Pasha Asiladab und Referee Bojan Savicevic. Außenreporter im MetLife Stadion ist Phillip "Amadeus" Hajszan, der beim Media Day als Mozart auftrat und so auch mal Interviews geben durfte, anstatt sie zu führen. Michael Eschlböck darf dann seine 16te, ich erst meine fünfte Super Bowl kommentieren, unser mittlerweile „gefürchtetes“ Outfit kommt, das soll im Chor der wichtigsten Nebensächlichkeiten ja nicht untergehen, einmal mehr von Opposuits.
Und sollte ihr Favorit am Sonntag verlieren, dann vergessen Sie eines nicht: Schon am Montag beginnt die Jagd auf Super Bowl XLIX. Haben Sie einfach Spaß. (Walter Reiterer)
NFL Playoff Bild
Super Bowl XLVIII
#1 Denver Broncos vs. #1 Seattle Seahawks
AFC Conference Final
#1 Denver Broncos vs. #2 New England Patriots 26:16
NFC Conference Final
#1 Seattle Seahawks vs. #5 San Francisco 49ers 23:17
AFC Divisional Playoff
#1 Denver Broncos vs. #6 San Diego Chargers 24:17
#2 New England Patriots vs. #4 Indianapolis Colts 43:22
NFC Divisional Playoff
#1 Seattle Seahawks vs. #6 New Orleans Saints 23:15
#2 Carolina Panthers vs. #5 San Francisco 49ers 10:23
Wild Card Runde
#3 Cincinnati Bengals vs. #6 San Diego Chargers 10:27
#4 Indianapolis Colts vs. #5 Kansas City Chiefs 45:44
#3 Philadelphia Eagles vs. #6 New Orleans Saints 24:26
#4 Green Bay Packers vs. #5 San Francisco