Bild nicht mehr verfügbar.

Im Vorjahr war das Liebesleben auf vier Pfoten noch in Ordnung: Luchsin Freia und ihre drei Jungtiere in der Fotofalle.

Foto: APA

Linz - Kora und Freia wären ab sofort bereit, sich wild und ungestüm der Lust hinzugeben. Doch auch wenn bei den Luchsdamen, beide im besten fortpflanzungsfähigen Alter, bis Ende März die Zeichen auf freie Liebe stehen, gibt es ein Problem: Im Nationalpark Kalkalpen fehlen zur Ranzzeit die Männchen.

Altluchs Klaus wurde zuletzt am 18. Jänner 2012 wahrgenommen. Von Luchskuder Pankraz fehlt seit Dezember 2009 jede Spur, und nun ist auch Kuder Juro wie vom Erdboden verschluckt. Seit 8. Juni tappte er in keine Fotofalle mehr. Was durchaus unüblich ist, weil Juro davor an sechs verschiedenen Standorten elfmal fotografiert werden konnte. Der 2011 aus der Schweiz eingebürgerte Wildfang wurde vor seiner Freilassung im Reichraminger Hintergebirge auch mit einem entsprechenden Peilsender ausgestattet. Doch die sensible Technik um den Luchshals sendet schon seit mehreren Monaten kein Signal mehr.

"Die Wahrscheinlichkeit ist durchaus groß, dass Juro unsanft aus dem Leben gerissen wurde", erläutert Erich Mayrhofer, Direktor im Nationalpark Kalkalpen, im Standard-Gespräch. Wobei Mayrhofer nicht an einen Unfall glaubt: "Wir haben seit Juli kein Signal des Senders. Was ungewöhnlich ist. Bewegt sich das Tier nicht mehr, schlägt normalerweise der Sender an und aktiviert ein Warnsignal." Auch eine natürliche Abwanderung sei unwahrscheinlich: "Warum sollte er abwandern? Es ist Juro immer gutgegangen bei uns im Nationalpark. Er hatte stets ausreichend Nahrung und dazu noch zwei Weiberln."

Nachbesetzung im Wald

Die Chance, dass das scheue Tier doch noch einmal auftaucht, wird von den Experten vor Ort als äußerst gering eingeschätzt. Vielmehr überlegt man eine entsprechende Nachbesetzung. Mayrhofer: "Mitte Februar wird darüber entschieden, ob im Nationalpark ein neues Tier angesiedelt wird."

Luchse geben in der Paarungszeit ihr einzelgängerisches Verhalten auf und setzen vermehrt Duftmarkierungen - bevorzugt in Nasenhöhe an Bäumen und Wurzelstöcken.

Die Luchsin duldet nur ein männliches Tier als Paarungspartner. Treffen mehrere Interessenten auf ein Weibchen, kriegen sich die Werber meist gewaltig in die Haare. Das letztlich erfolgreiche Männchen verbringt dann mehrere Tage mit dem Weibchen. Erst dadurch wird der Eisprung ausgelöst. Weibchen sind ab dem zweiten Winter geschlechtsreif. Männchen beteiligen sich erst ab dem dritten Winter an der Paarung. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 5.2.2014)