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Etwa 40 Prozent Verlust an Blutvolumen kann ein junger gesunder Mensch verkraften.

Foto: REUTERS/Michael Buholzer

Blut, der rote Lebenssaft, wird assoziiert mit Kraft und Macht, mit Verbluten und Tod. Blut ist nicht umsonst seit Jahrhunderten der Stoff, aus dem Vampirgeschichten gemacht sind. Weltreligionen sind von Blut geprägt, Blutmetaphern in christlichen Kirchen gang und gäbe.

"Blut kann von mehreren Seite betrachtet werden: als flüssiges Organ oder als ein wesentlicher Körpersaft", sagt Eva Menichetti, medizinische Leiterin der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland.

Aus Flüssigkeit - dem Plasma - sowie drei großen Zellgruppen setzt sich das Blut zusammen: Die weißen Blutkörperchen - auch Leukozyten genannt - dienen der Abwehr von Krankheitserregern. Blutplättchen oder Thrombozyten sind wichtig für die Blutgerinnung und damit auch für den Wundverschluss. Die roten Blutkörperchen oder Erythrozyten transportieren den von der Lunge aufgenommenen Sauerstoff ins Gewebe und das Kohlendioxid zurück zur Lunge, wo es wieder ausgeatmet wird.

Ein paar Liter

Wie viel Liter Blut im Körper eines Menschen fließt, hängt von dessen Größe und Gewicht ab. So hat laut Eva Menichetti eine Frau mit 1,60 Meter Körpergröße und zirka 50 Kilogramm etwa 3,5 Liter Blut, ein Mann mit 1,80 Meter Körpergröße und 90 Kilogramm zwischen fünf und sechs Liter Blut. Mittels der Pumpfunktion des Herzens transportieren die Arterien das sauerstoffreiche Blut vom Herz weg zum Gewebe, wo sich das Kapillarsystem befindet. Von dort aus ziehen die Venen das Blut zurück zur Lunge, wo das Blut mit Sauerstoff angereichert wird und der Kreislauf von vorne beginnt.

Etwa 40 Prozent Verlust an Blutvolumen kann ein junger gesunder Mensch laut Menichetti verkraften. Das ist allerdings von verschiedenen Bedingungen abhängig: "Erhält er unter ärztlicher Aufsicht Flüssigkeit und Sauerstoff, kann es sich sogar um eine noch größere Menge handeln." Seien die Rahmenbedingungen aber schlecht – das reicht von Vorerkrankungen bis hin zu Aufregung - könne auch ein geringerer Blutverlust lebensbedrohlich sein.

Darüber hinaus steht eine Reihe von Erkrankungen mit Blut in Verbindung. "Hier hat sich die Natur sehr viel einfallen lassen", sagt die medizinische Leiterin der Blutspendezentrale. Das reicht von Gefäßerkrankungen, über Erkrankungen des Herzens bis hin zu Veränderungen des Blutbildes. In manchen Situationen weist der Körper einen erhöhten Bedarf an Blut auf, etwa bei Infektionen, oder beim Aufenthalt in großer Höhe. "Wer sich rasch vom Meeresspiegel weg in 4.000 Meter bewegt, hat für den erhöhten Bedarf zu wenig rote Blutkörperchen", sagt Menichetti.

Von Vollblut zu Bestandteilen

Benötigt ein Mensch mehr Blut als vorhanden, kann eine Bluttransfusion Leben retten. "Hier ist immer von Blut die Rede, doch man verabreicht nicht mehr Vollblut wie vor 40 Jahren", erklärt die medizinische Leiterin der Blutspendezentrale.

Durch Zentrifugation und teilweise Filtration wird das Blut in seine Bestandteile zerlegt. Die Patienten erhalten gezielt das, was sie benötigen. "Das kann ein Konzentrat von roten Blutkörperchen sein und zwei Einheiten Plasma. Oder drei Einheiten Thrombozyten-Konzentrat aber keine roten Blutkörperchen", sagt Menichetti. So komme man heute mit wesentlich weniger Blut aus als zum Beispiel im Jahr 2000, wo weit über 200.000 Erythrozytenkonzentrate ausgegeben wurden. Heute sind es ca. 140.000.

Bei Verabreichung einer Transfusion muss die Blutgruppe des Spenders und Empfängers kompatibel sein. "Blutgruppeneigenschaften sind Merkmale der roten Blutkörperchen", sagt Menichetti. Neben dem A/B/Null-System gebe es mindestens noch 30 weitere Blutgruppenfamilien, und innerhalb derer weitere Untergruppen. So lassen sich mehr als 300 unterschiedliche Blutgruppen definieren.

Spender und Empfänger

"Im Großen und Ganzen haben die Menschen aber ähnliche Blutgruppen", erklärt die Leiterin der Blutspendezentrale. "Sie sind nur je nach geografischer Region und Herkunft unterschiedlich verteilt." So dominiert etwa im angloamerikanischen Sprachraum die Blutgruppe Null, in Österreich A, in manchen Gebieten Asiens B. Dabei gilt es zu differenzieren: "Wer die Blutgruppe A/B hat, kann auch Null, A und B erhalten. Wer die Blutgruppe Null hat, darf kein A, kein B und kein A/B erhalten. Null Rhesus Negativ ist der Universalspender", sagt Menichetti.

Wenn Blut im Spiel ist, ist die Angst vor Ansteckung besonders groß, doch sowohl beim Spenden als auch beim Empfangen von Blut wurde in den letzten 30 bis 35 Jahren viel geforscht und vieles entwickelt, erklärt Menichetti: "Heute ist ein sehr hohes Maß an Sicherheit gegeben." (Eva Tinsobin, derStandard.at, 5.2.2014)