Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Tarantino

Genf - Der UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes in Genf hat den Vatikan wegen seines Umgangs mit pädophilen Priestern heftig kritisiert. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht rief der Ausschuss den Vatikan auf, alle wegen Kindesmissbrauchs bekannten und verdächtigten Geistlichen ihrer Ämter zu entheben und der Justiz zu übergeben.

In dem Bericht heißt es, die katholische Kirche unternehme trotz entsprechender Zusagen nach wie vor nicht genug gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche und Kirchenmitarbeiter, unter anderem in Schulen. Der Ausschuss erklärte sich zutiefst besorgt, dass der Heilige Stuhl das "Ausmaß der begangenen Verbrechen nicht anerkannt" und die erforderlichen Maßnahmen nicht ergriffen habe, um die Kinder zu schützen. Stattdessen habe der Vatikan eine Politik und Praktiken verfolgt, die dazu führten, dass die Missbrauchsfälle andauerten und die Täter straflos ausgingen.

Verschlossene Archive

Die Mitglieder des UN-Ausschusses, denen die Vatikan-Gesandten bei den Vereinten Nationen Mitte Jänner Bericht erstatteten, forderten den Heiligen Stuhl auf, seine Archive zu öffnen. Damit sollen pädophile Priester und diejenigen, die pädophile Verbrechen verheimlichten, gezwungen werden, sich vor der Justiz zu verantworten.

Unzulängliche Maßnahmen seien zur Bewältigung der Missbrauchsfälle und zum Schutz der Minderjährigen ergriffen worden. Der Vatikan habe Initiativen unternommen, dank derer pädophile Priester weiterhin ungestraft geblieben seien, kritisierte der Ausschuss. Der Vatikan weigere sich nach wie vor, die von der UNO geforderten genauen Angaben zu Umfang des Skandals und zu Tätern zu machen, wird bemängelt.

Vatikan sieht Eingriff in seine Lehre

Der Vatikan reagierte scharf auf den kritischen Bericht der UN-Kinderrechtsexperten und klagte über einen "versuchten Eingriff" in seine Lehre. Das betreffe einige Punkte, in denen es um die Lehre der katholischen Kirche zur Würde des Menschen und zur Ausübung der Religionsfreiheit gehe, teilte der Vatikan am Mittwoch mit.

Die römisch-katholische Kirche halte an ihrer Verpflichtung fest, "die Rechte des Kindes zu verteidigen und zu schützen". Dies erfolge im Einklang mit der UN-Kinderrechtskonvention. Papst Franziskus hatte die Missbrauchsskandale Mitte Jänner als "Schande für die Kirche" angeprangert.

Schweiz: Seit 2009 193 Missbrauchsopfer

Die katholische Kirche in der Schweiz führt seit 2010 eine Statistik zu Fällen von sexuellem Missbrauch durch deren Vertreter. Zwischen 2009 und 2012 wurden den Schweizer Bistümern 193 Opfer und 172 Täter gemeldet. Besonders viele Fälle wurden laut Walter Müller von der Kommunikationsstelle der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) im Jahr 2010 registriert.

Damals forderte die Kirche Missbrauchsopfer mit einer Kampagne dazu auf, sich zu melden. Daraufhin gingen Meldungen über 146 Opfer und 125 Täter ein. 2011 wurden 23 Opfer und 24 Täter gemeldet, 2012 noch je neun Opfer und Täter.

Unter den in den Jahren 2010, 2011 und 2012 gemeldeten Fällen betrafen 86 sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Darüber, wie viele der 2009 gemeldeten Missbrauchsfälle Minderjährige betreffen, konnte Müller keine Angaben machen. (APA, 5.2.2014)