Klagenfurt – Es sollte ein lebendiger Zeitgeschichte-Unterricht an einem der am höchsten NS-belasteten Orte Kärntens werden. Organisiert vom Verein Erinnern Gailtal machten sich am 9. Oktober 2013 zwei Schulklassen der Höheren Lehranstalt für Wirtschaftsberufe (HLW) Hermagor in Begleitung ihrer Geschichtslehrerinnen zum Museum am Persmanhof bei Eisenkappel/Zelezna Kapla auf. Dort hatte eine Spezialeinheit der SS kurz vor Kriegsende 1945 ein Massaker an den ansässigen slowenischen Familien verübt, die mit den Partisanen kooperiert hatten. Begleitet wurde die Exkursion auch vom Obmann des Vereins Erinnern, Bernhard Gitschtaler. Als Referent wurde der Zeithistoriker der Uni Klagenfurt, Valentin Sima, gewonnen.
Die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Anneliese Kitzmüller wirft nun den Vereinsverantwortlichen und den Lehrerinnen in einer Aussendung vor, die Exkursion zu einer "linksfaschistischen" Hetzveranstaltung umfunktioniert zu haben mit dem Ziel, die FPÖ als "Nazi-Partei" zu diffamieren.
Schulklassen schockiert
Gitschtaler und Daniel J. vom Verein Erinnern hätten laut Kitzmüller die "Kärntner Bevölkerung allesamt als Nationalsozialisten und Rassetheoretiker" sowie den Abwehrkämpferbund und andere Traditionsverbände als "Nazi-Schweine" bezeichnet.
Kitzmüller fordert vom Kärntner Landesschulrat, die verantwortlichen Lehrkräfte sofort zur Verantwortung zu ziehen und künftig solche Veranstaltungen zu verbieten. Die FPÖ-Abgeordnete, die laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) selbst am rechtsextremen Rand entlangschrammt (sie sitzt im Vorstand der Österreichischen Landsmannschaft und schreibt auch in der Aula) bezog ihre Informationen aus einem anonymen Brief, der von einer teilnehmenden Schülerin verfasst worden sein soll.
Die Schulklassen zeigen sich "schockiert" über diese "schwerwiegende Verleumdung". Man sieht sich für "politische Zwecke missbraucht". Gitschtaler hat eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt geschickt: "Das ist eine infame Schmutzkübelkampagne der FPÖ." Das zweite Vereinsmitglied, J., sei gar nicht dabei gewesen. Die FPÖ Hermagor veröffentlichte die Anschuldigungen Kitzmüllers auf ihrer Homepage.
Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger (SPÖ) ordnet das anonyme Schreiben einem "älteren verwirrten Herrn" zu, der der rechtsextremen "Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik" (AFP) nahesteht und auch als Holocaust-Leugner bekannt ist. Fast wortident habe dieser nämlich Briefe mit den gleichen Anschuldigungen an die Schulbehörden, den Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser sowie an Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (beide SPÖ) geschickt. Andreas Peham vom DÖW warnt, dass solche Angriffe Lehrer von der Erinnerungsarbeit abschrecken könnten. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 6.2.2014)