Wien - 500 Personen haben sich laut Polizei im September 2013 bei Ausschreitungen rund um ein Testspiel zwischen Rapid Wien und dem 1. FC Nürnberg beteiligt. 46 Personen seien bereits ausgeforscht, sechs am Dienstag festgenommen worden. Fünf davon wurden am Donnerstag in U-Haft gesetzt. Es bestehe Tatbegehungsgefahr. Die Personen seien bereits einschlägig vorbestraft, berichtet die APA.

Die Bilanz der Ausschreitungen: Mindestens zehn Polizisten und sieben Ordner sollen - teilweise schwere - Verletzungen davongetragen haben. Im Stadion wurde ein Schaden von 20.000 Euro angerichtet, zudem wurden zehn Polizeiautos demoliert. Die Sicherheitskräfte dürften anfangs vom Ausmaß der Gewaltbereitschaft überrascht worden sein. Einige Polizisten "konnten sich nur ins Stadion retten und mit Anwendung des Einsatzstockes und Pfeffersprays laufend die Flucht ergreifen", heißt es in dem Polizeibericht. Davonlaufende Ordner sollen von den Angreifern verfolgt und attackiert worden sein. Es sei eine einzigartige Aggressions- und Gewaltbereitschaft wahrnehmbar gewesen, heißt es im Polizeibericht. 

Vom Parkhaus ins Stadion

Zunächst sollen sich gegen 18.25 Uhr in einem unweit vom Stadion gelegenen Parkhaus und auf einem Parkplatz 150 Hooligans "zusammengerottet" und mit diversen Wurfgegenständen bewaffnet haben. Die Polizei spricht von einem "hohen Organisationsgrad", die Gewalttäter seien im weiteren Verlauf "in verabredeter Weise" gegen Polizeibeamte und Ordner vorgegangen. Diese wurden mit Heurigenbänken, Mülleimern Glasflaschen, Steinen, Werbeständern und pyrotechnischen Gegenständen beworfen bzw. beschossen.

Die Tätlichkeiten liefen in drei Phasen ab, nahmen am Süd/Osteingang ihren Anfang, verlagerten sich vor die Westtribüne und endeten gegen 20.30 Uhr vor dem VIP-Bereich, wo vor allem gegen Beamte der Sondereinheit WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) vorgegangen wurde.

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung, gefährlicher Drohung, Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Sachbeschädigung. Die über die sechs mutmaßlichen Haupttäter beantragte U-Haft wird mit Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr begründet.

"Rechtshilfe Rapid" empört

Der Verein "Rechtshilfe Rapid" - auch bei dessen Obmann hatte eine Hausdurchsuchung stattgefunden, unter anderem wurden ein Handy, zwei Laptops sowie mehrere Datenträger beschlagnahmt - kritisierte am Donnerstag das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden. "Die Beschuldigten wurden teilweise öffentlich bloßgestellt und vor ihrem sozialen Umfeld sowie ihren Arbeitgebern als Kriminelle denunziert", hieß es in einer Presseaussendung.

Es liege eine "Form der Vorverurteilung" vor, "denn abermals versucht die Staatsanwaltschaft, den Tatvorwurf des Landfriedensbruchs zu konstruieren, für den einzelnen Personen keine konkreten strafbaren Handlungen nachgewiesen werden müssen". In Wahrheit habe "die Polizei ein fröhliches Fußballfest von zwei eng befreundeten Vereinen ins Chaos geprügelt".

Ehemaliger "Ultras"-Chef erneut festgenommen

Sämtliche in U-Haft genommenen Verdächtigen - darunter auch ein ehemaliger "Ultras"-Chef - waren bereits an den Ausschreitungen am Wiener Westbahnhof vom Mai 2009 beteiligt und sind deswegen rechtskräftig wegen Landfriedensbruchs verurteilt worden. Offensichtlich hinderte das den SK Rapid nicht daran, ihnen weiterhin Zugang zum Hanappi-Stadion zu gewähren.

Der Anwalt des "Ultras"-Chefs versicherte der APA, sein Mandant habe die ihm angelasteten strafbaren Handlungen nicht begangen: "Er war beim Spiel im Stadion. Aber er war bei den Ausschreitungen nicht dabei." Videomaterial und Fotos belastet seinen Mandaten, Gewalttaten seien darauf aber nicht zu sehen. Sein Mandant habe mit Ordnern geredet und dabei "mit den Händen gestikuliert. Es ist weder zu einem Stoßen noch zu einem Schlagen gekommen". Der Anwalt kündigte an, das unter anderem mittels Zeugenbefragung der betreffenden Ordner nachweisen zu wollen.

Die betroffene Person wurde für seine federführende Beteiligung an Gewalttätigkeiten am Wiener Westbahnhof - Dutzende Rapid-Fans hatten im Mai 2009 von einem Auswärtsmatch heimkehrende Austria Wien-Anhänger empfangen und die einschreitenden Polizeikräfte angegriffen - im vergangenen Juni rechtskräftig zu 14 Monate unbedingter Haft verurteilt. Am Tag seiner neuerlichen Verhaftung sei ihm angeblich gerade eine Fußfessel als Haftersatz bewilligt worden.

Ein Mann enthaftet

Ein 43 Jahre alter Mann wurde gegen gelindere Mittel enthaftet. Er habe sich bei Matches im Hanappi-Stadion bis auf Weiteres mindestens 100 Meter von der Spielstätte entfernt zu halten und keinen Kontakt zu organisierten Fan-Gruppen mehr aufzunehmen. (APA/red, 6.2.2014)