Die neue Kraft der Frau: Uschi Fellner.

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Dass man als Österreicher das noch erleben durfte! "Das ist eine mediale Sensation". - Nein, so formuliert wird es der welthistorischen Bedeutung der Tatsache nicht gerecht, also noch einmal: "Diese mediale Riesensensation wird auch international für Gesprächsstoff sorgen". Ja, größer geht's gar nimmer, denn "es ist ein großer Tag für die "Krone" und ihre Leser: Hermann Maier, der bis jetzt alle Angebote anderer Medien konsequent abgelehnt hat, schreibt während der Spiele in Sotschi in der "Krone"!" Und wie! Noch stets "alle Angebote anderer Medien konsequent abgelehnt", und schon schreibt er wie ein altgedienter "Krone"-Redakteur. "Er nimmt sich nämlich nie ein Blatt vor den Mund".

Das hat die Welt noch im Ohr, wenn sie ihn sagen hört: Raiffeisenbank - meine Bank. Da muss er vorher wenigstens ein paar Meter laufen, ehe er den Euro arretiert. Für die "Krone" ist das nicht notwendig. "Der Herminator, der die Spiele daheim in Flachau genau analysiert, in der größten Zeitung des Landes, wird die Veranstaltung im Fernsehen verfolgen - wie ihr und übrigens auch die meisten Zuschauer in Sotschi", tröstete er seine Leser. Und wo er schon dabei war, mit dem genauen Analysieren der Spiele in Flachau loszulegen, nahm er sich am Donnerstag kein Blatt vor den Mund und verriet: "Aus meiner Sicht steht der Höhepunkt der Spiele unmittelbar bevor: die Eröffnung!" Ganz sicher war er sich aber nicht. "Nein, ich meine selbstverständlich die Herrenabfahrt am Sonntag". Egal, "damit werde ich mich in den kommenden Tagen eingehender befassen".

Aber jetzt zurück auf den Boden der Realität. Denn was ist schon ein Hermann Maier in der "Krone" gegen eine Uschi Fellner in "Wienlive"? Das Ding glänzt wie "Woman" und "Madonna" aus dem Hause des Exmannes, gehört aber dem Echomedia-Verlag, dessen Geschäfte ein Christian Pöttler führt, der sich als Nachfolger Wolfgangs frauenfördernd ins Zeug legte. "Die neue Kraft der Frau" wird schon auf dem Cover demonstriert, wo Frau Uschi Armdrücken mit einem Männerarm übt. Zu einer Doppelseite aufgeblasen erscheint das rührende Motiv im Blattinneren noch einmal, und da versteht man erst so richtig, worum es geht: "Jetzt steht Medien-Macherin Uschi Fellner in der Zielgeraden ihres bisher spannendsten Medienprojektes - das neue große Frauenmagazin".

Das soll es erst am 1. März geben, aber mit einer Kolumne macht Frau Uschi den Konsumentinnen den Mund schon im Februar wässrig. Diese ist nämlich "aus dem Leben gegriffen", und das geht so: "Also gut, ich erzähle Ihnen hier die Wahrheit, warum ich wieder eine neue Frauenzeitschrift mache. Weil ..., lassen Sie mich kurz ausholen: Mein Beruf birgt eine nicht zu verleugnende Ähnlichkeit zu dem von Erotikdarstellerinnen. Die verkaufen ihr Äußeres. Frauenzeitschriften-Erfinderinnen ihr Inneres". Besagte Innereien werden dann mit der Behauptung "Mischt die Branche erneut auf" vermarktet. Aber der Weg bis zur Aufmischung ist steinig. "In beides gerät man hinein, weil man jung ist und das Geld braucht und einen jemand mit den Worten angesprochen hat: 'Du hättest doch das Zeug dazu, hast du nicht mal Lust, es zu probieren?'"

Das ist der Punkt im Leben einer Frau, an dem sie sich, wird sie angesprochen, entscheiden muss, ob sie "Frauenzeitschriften-Erfinderin" oder "Erotikdarstellerin" werden, ob sie "Äußeres" oder "Inneres" verkaufen will. Da gilt es Fallen zu vermeiden. "Und dann, ich sag's ehrlich, fühlt man sich geschmeichelt. Man macht hier und da ein bisschen rum und der Auftraggeber motiviert mit 'Du machst das schon, musst nur noch lockerer werden!' Also macht man weiter und wechselt öfter mal die Stellung."

Ob das nun für die "Erotikdarstellerin" oder für die "Frauenzeitschriften-Erfinderin" gilt, blieb zunächst offen. Kein Wunder - "irgendwann verliert man alle Hemmungen, weil man merkt, dass es gar nicht so schwer wie befürchtet ist". Und diesen Verlust "aller Hemmungen" merkt man besonders stark beim Verkauf der Innereien - "Frauenzeitschriften"-Erfindungen künden scharenweise davon. Fängt man einmal damit an, kann man gar nicht mehr aufhören, und von "Woman" über "Madonna" zu neuen Innereien zeichnet sich kein Ende ab. Denn das unterscheidet von "einer Erotik-Akrobatin: Der Spaß überwiegt bei weitem", wenn man "Inneres" verkauft.

Hermann Maier, eben in der Zielgeraden seines bisher spannendsten Medienprojekts eingetroffen, blieb die schmerzhafte Entscheidung erspart. Er verkauft "Äußeres. Spaß überwiegt". (Günter Traxler, DER STANDARD, 8./9.2.2014)