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Auf einem Bildschirm laufen Schauspieler vorbei. Sie lachen, fotografieren, begutachten. Wie im richtigen Leben.

Foto: AP/Elzinga

Amsterdam/Wien - Wie das wohl sein mag, in Reizwäsche auf einem Barhocker sitzend von fremden Passanten angestarrt zu werden? Zumindest theoretisch können Besucher des neuen Rotlichtmuseums in Amsterdam seit dieser Woche dieser Frage nachgehen. Anders als in den zahlreichen anderen Erotikmuseen soll in der von der Stadt mitfinanzierten Einrichtung vermittelt werden, wie der Alltag Prostituierter in und außerhalb ihrer Arbeit aussehen kann.

Am Donnerstag öffnete das "Red Lights Secret" im Amsterdamer Rotlichtviertel De Wallen seine Pforten. Es ist ein ehemaliges Bordell, in dem Frauen früher rund 150 Euro für eine sechstündige Zimmermiete zahlen mussten - bei einem durchschnittlichen Verdienst von 30 bis 50 Euro pro Kunde. Auch das erfahren die Besucher.

"Keine falsche Romantik"

"Wir wollen nicht sensationslüstern sein, keine falsche Romantik, aber auch niemanden verurteilen", erklärt Direktor Melcher de Wind in Interviews. An der Umsetzung des Projekts haben auch Prostituiertenverbände mitgewirkt, die Nachbildung soll die Realität widerspiegeln.

Für 7,50 Euro Eintritt schreitet der Gast von der Luxussuite mit Champagnerkühler und Eckbadewanne zum schmuddeligen Hinterzimmer, in dem gebrauchte Bettlaken und ein Teddybär aufwarten. Die Prostitutionsbeauftragte von Amsterdam, Yolanda van Doeveren, unterstützt das Projekt und hofft, dass die vielen Touristen im Rotlichtbezirk den Frauen künftig mit mehr Respekt begegnen, wenn sie die Welt hinter der Fassade von innen sehen.

Dass auch viele Opfer von Menschenhandel hinter den fast 300 Glasscheiben in De Wallen landen und ihre Körper unfreiwillig anbieten, wird allerdings nicht thematisiert. (juh, DER STANDARD, 8.2.2014)