Die politischen Gegensätze hätten in der jungen Republik Deutsch-Österreich nicht größer sein können: Sozialdemokratie gegen das katholisch-konservative Lager, dazwischen aufstrebende Nationalsozialisten. Mit der Ausschaltung des Parlaments durch Kanzler Engelbert Dollfuß im März 1933 spitzt sich die Lage zu - die parlamentarische Demokratie ist Geschichte. Kurz darauf wird der Schutzbund, die bewaffnete Arbeiterwehr, verboten. Die Sozialdemokratie ist geschwächt, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit demoralisieren die Arbeiter.

Zum bewaffneten Widerstand gibt es in der Partei keinen Konsens. Als am 12. Februar 1934 die Linzer Parteizentrale einer Razzia unterzogen wird, gibt Schutzbundführer Richard Bernaschek das Signal zum Aufstand. Die Parteiführung zieht mit, eine Verzweiflungstat, ohne Aussicht auf Erfolg. Der Generalstreik misslingt: Gekämpft wird in Oberösterreich, der Steiermark und Wien. Vor allem Wiener Gemeindebauten werden beschossen. Der Schutzbund kann sich gegen die Übermacht von Bundesheer, Polizei und Heimwehren nicht durchsetzen. Nach vier Tagen endet der Kampf mit mehr als 300 Toten, zahlreichen Verwundeten und Verurteilungen. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei wird verboten. Im Mai 1934 verfestigt Dollfuß seine Macht mit der Gründung des austrofaschistischen Ständestaates, im Juli wird er von Nazi-Putschisten ermordet. Mit dem Anschluss an Hitler-Deutschland im Jahr 1938 ist der Ständestaat Geschichte. (mte, DER STANDARD, 8.2.2014)