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Die drei Glücklichen: Innerhofer, Mayer und Jansrud.

Foto: Reuters/Paffenbach

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Die spektakuläre Abfahrt bewätigte Mayer mit Bravour.

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Schon nach dem ersten Training hatte Matthias Mayer festgestellt, dass die Olympiapiste und er, Mayer, wunderbar zusammenpassen. Ein dritter Platz nach einer lockeren Fahrt verschaffte ihm Coolness. Eine Bestzeit in der zweiten Übung die Gewissheit, es hier mit allen aufnehmen zu können, auch wenn er im Weltcup bisher nicht über einen fünften Platz in der Abfahrt hinausgekommen war. Im dritten Training schwang er bald einmal ab und ließ es sein. "Ich habe ja gewusst", sagt er, "dass ich unten schnell bin. Und ich wollte etwas Kraft sparen. Das hat sich ausgezahlt."

Aufbauend wirkte auch ein Gespräch mit dem Top-Favoriten Bode Miller, dem absoluten Chef des Trainings (zwei Bestzeiten), mit dem er in der Gondel hinauf zum Start gefahren war. Miller, berichtet der 23-jährige Mayer, habe ihm erzählt, dass er ganz schön nervös sei. "Das hat mir gezeigt, dass so einer auch nervös sein kann. Und da habe ich zu ihm gesagt, dass ich mich einfach aufs Rennen freue."

2:06,23 für die Ewigkeit

Binnen 2:06,23 Minuten schrieb Mayer dann auf der 3495 Meter langen, mit anspruchsvollen Sprüngen und Kurven garnierten Piste einschlägige Geschichte, gewann Österreichs erste olympische Goldmedaille in der Abfahrt seit seinem Kärntner Landsmann Fritz Strobl 2002 in Salt Lake City. Und tilgte die Schmach von Vancouver 2010, als Österreichs Herrenteam medaillenlos abziehen musste. Mayer übertraf damit auch seinen Vater Helmut, der sich 1988 in Calgary Olympiasilber im Super-G genommen hatte.

"Dass ich da heute gewonnen habe, ist natürlich ein Wahnsinn", musste Mayer, der 2010 noch bei Fis-Rennen und Junioren-WM beschäftigt gewesen war, zwangsläufig feststellen. "Das ist auch wichtig für die ganze Mannschaft." Der 36-jährige Miller hingegen patzte und landete auf dem achten Platz. Unmittelbar vor Max Franz. Georg Streitberger wurde 17., Klaus Kröll 22. Weltmeister Aksel Lund Svindal passierte der vierte Platz. "Das ist der übelste von allen. Ich habe es ja schon erlebt, und es ist zu befürchten, dass es mir wieder einmal passiert", kommentierte der Norweger, der als Trostpreis den Abfahrtsweltcup schon in der Tasche hat.

Rund drei Stunden nach seiner Tat wirkte Mayer schon wieder gefasst. "Als Österreicher ist es einem immer klar, dass man hochgeschrieben wird, wenn man so ein Rennen gewinnt. Für junge Läufer ist es dann auch oft schwer, mit dem Druck umzugehen. Für mich nicht, ich habe heute gar keinen Druck verspürt. Auch wenn ich von allen Seiten gehört habe, dass der Sieg über Miller und Mayer geht." Mayer blieb besonnen. Sicher habe er sich vorgenommen, hier eine Medaille mitzunehmen, "aber dass es gleich im ersten Rennen, noch dazu in der Abfahrt, in der ich noch nie am Stockerl war, so aufgeht, hätte ich mir nicht gedacht." Im Super-G könnte für Mayer auch etwas aufgehen.

Zappeln im Ziel

Mayer freilich war am Sonntag nicht immer cool geblieben. Mit der Nummer elf war er ins Rennen gegangen, fing den bis dahin führenden Norweger Jansrud um ein Zehntel ab. Dann zitterte er bei Miller, der im oberen Teil gut unterwegs war, dann bei Innerhofer, der den Grundstein zur erste Abfahrtsmedaille für Italien seit Herbert Plank (Bronze 1976 in Innsbruck) ebenfalls oben legte.

Bis zur Nummer 30 zappelte Mayer von einem Fuß auf den anderen. „Es war viel zacher als am Start. Aber dann bin ich nur noch durchgereicht worden von Reporter zu Reporter, also bin ich davon ausgegangen, dass ich es gewonnen habe.“ Mayer erwähnte auch, dass seine niedrige Startnummer von Vorteil war. Denn im Rennverlauf weichte die Sonne den unteren Streckenteil etwas auf. Die Tränen in die Augen trieb es ihm erstmals bei der Flower Ceremony im Ziel, die der abendlichen Medaillenvergabe im olympischen Park von Sotschi vorauszugehen pflegt. „Als mich die Dame als Olympiasieger aufgerufen hat, war das unglaublich. Da denkt man dann schon daran, was einen überhaupt hierher gebracht hat, was da alles dahinter steckt." (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 9.2.2014)

Österreichische Abfahrtsolympiasieger:

Toni Sailer (1956), Egon Zimmermann (1964), Franz Klammer (1976), Leonhard Stock (1980), Patrick Ortlieb (1992), Fritz Strobl (2002), Matthias Mayer (2014)

Matthias MAYER (23 Jahre):

Geboren: 9. Juni 1990 in St. Veit/Kärnten

Wohnort: Afritz am See/Kärnten

Größe/Gewicht: 1,79 m/87 kg

Verein: SC Gerlitzen

Webseite: www.matthiasmayer.at

Größte Erfolge: Olympia: Gold Abfahrt 2014 Sotschi WM: 5. Super-G 2013 Schladming Weltcup: Zweimal 2. Super-G (Kitzbühel 2013, Lake Louise 2013) Junioren-WM: Silber Super-G 2008 Formigal 1. Olympia-Teilnahme