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80 Prozent der von Lenovo produzierten Mobiltelefone werden in China verkauft. Mit dem Motorola-Zukauf sollen auch Europa und die USA erschlossen werden

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"Wir haben es getan! Lenovo wird Motorola von Google erwerben. Ist das ein Hammer?", twitterte Stefan Engel am 29. Jänner. Nicht ganz so euphorisch wie der verantwortliche Lenvo-Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz fassten die Börsianer den angekündigten Deal auf, die Aktien des chinesischen Computerherstellers sacken um bis zu 16 Prozent ab.

"Denn sollte unsere Absichtserklärung, Motorola zu übernehmen umgesetzt werden, werden wir davon profitieren"

Eine Entwicklung, die für den 49-jährigen Ex-Chef von Acer Deutschland nicht verständlich ist. "Denn sollte unsere Absichtserklärung, Motorola zu übernehmen umgesetzt werden, werden wir davon profitieren", sagte er im Gespräch mit dem Standard. Lenovo erhielte damit Zugang zu Märkten, in denen das Unternehmen noch nicht aktiv sei. Zu den in den vergangenen Tagen kursierenden Gerüchten, dass der mittlerweile zum weltweiten Marktführer aufgestiegene Computerbauer auch über einen Kauf der lahmenden PC-Sparte von Sony verhandle, wollte er nicht Stellung nehmen. Es würde ihn wundern, deutete er lediglich an.

In Europa und den USA ist Lenovo als Smartphone-Hersteller wenig bekannt. Doch schon einmal bewies das 1988 gegründete Unternehmen, dass es sich in der westlichen Welt behaupten kann. 2005 kaufte Lenovo die IBM-PC-Sparte und rückte mit günstiger Produktion und einem guten Gespür für Produktentscheidungen an die Spitze der Branche vor. Dazu trugen auch weitere Übernahmen bei, in Europa gehört dem Konzern zum Beispiel der Hofer-Lieferant Medion. Nur wenige Tage vor der Motorola-Übernahme hatte Lenovo den Kauf eines Teils der IBM-Serversparte angekündigt.

In Österreich liegt HP derzeit nur noch knapp vor Lenovo

Weltweit hat Lenovo die US-Hersteller HP und Dell bei PC-Verkäufen auf die Plätze verwiesen. In Österreich liegt HP derzeit nur noch knapp vor den Chinesen.

Wann Lenovo seine Mobiltelefone auch in Europa und den USA feilbieten möchte, wollte sich Engel nicht festlegen. Die Zustimmung der US-Behörden zum Motorola-Deal vorausgesetzt, gehe er davon aus, dass dies im Laufe des nächsten Geschäftsjahrs der Fall sein werde. Dieses beginnt für das Unternehmen am 1. April.

Dass Lenovo mit der Expansion des Smartphone-Geschäfts den rückläufigen Computerabsatz zu kompensieren versuche, will Engel nicht gelten lassen. Die Anzahl der installierten Geräte sinke nicht. Es würden weniger verkauft, weil die ausgereiften Produkte länger von den Kunden behalten würden, argumentiert er. Beziehe man Tablets in die Statistik mit ein, sei der PC-Markt stark steigend. In Österreich habe Lenovo so etwa 2013 mehr Desktops und Notebooks abgesetzt als 2012.

"Wir sind in dem Geschäft zu Hause und können noch vergleichsweise gute Margen erzielen."

Die Gewinnspannen im Hardwaregeschäft sind gering. Doch statt das Geschäft mit IT-Services aufzufetten, "wird Lenovo eine Hardwarefirma bleiben", betont Engel. "Wir sind in dem Geschäft zu Hause und können noch vergleichsweise gute Margen erzielen." Befragt nach den Arbeitskonditionen in den chinesischen Werken: "Die Leute wohnen in klimatisierten Zwei- bis Sechs-Bett-Zimmern mit eigenem Bad. Wir zahlen die marktüblichen Löhne."(Karin Tzschentke, DER STANDARD, 6.2.2014)