Wien/Mödling/Maria Enzersdorf - Die rund 750 Mitarbeiter der KBA-Mödling AG machten Ernst und traten vorige Woche in einen unbefristeten Streik. Der deutsche Mutterkonzern, der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer hatte entschieden, an den österreichischen Standorten in Maria Enzersdorf und Ternitz bis zu 460 Mitarbeiter abzubauen. Jetzt zeichnet sich eine etwas moderatere Lösung ab. 385 anstatt der 460 Jobs werden gestrichen, sagte Arbeiter-Betriebsratsvorsitzender Alois Trobollowitsch am Dienstag. Der Streik wurde heute Morgen beendet.
Die Gewerkschaft spricht von einem "Kompromiss", sie sieht aber "keinen Grund zum Jubeln". Vor dem 1. Juli 2014 sollen keine Kündigungen ausgesprochen werden - mit Ausnahme jener 65 Mitarbeiter die wegen der schwachen Auslastung schon "kurzfristig freigesetzt" werden müssen, wie Koenig & Bauer am Dienstag in einer Aussendung erklärte.
Laut KBA-Vorstand soll der wesentliche Teil der Personalabbaus im vierten Quartal 2014 und im ersten Halbjahr 2015 erfolgen. Im vergangenen Jahr mussten bereits 80 der rund 100 Leiharbeiter gehen. Für die 385 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, soll eine Arbeitsstiftung eingerichtet werden. Der Sozialplan, der nun im Detail ausverhandelt wird, soll für fünf Jahre gelten. Die Zweigstelle in Ternitz wird - wie ursprünglich angekündigt - geschlossen.
Im vergangenen Jahr wurde bereits die Zahl der Leiharbeiter von rund 100 auf 20 Beschäftigte reduziert. Die ersten Kündigungen bei der KBA-Mödling sollen laut Betriebsrat erst per Anfang Juli erfolgen. In den kommenden Wochen werden die Details des Sozialplans für die betroffenen Mitarbeiter verhandelt. Der Sozialplan gilt rückwirkend mit Jahresanfang und soll fünf Jahre lang laufen.
Vorsichtiger Optimismus
Die Arbeiterkammer spricht von einem "erfolgreichen Kompromiss". "Für die Zukunft des Standortes wurden Zusagen getroffen, die uns vorsichtig optimistisch stimmen", so AKNÖ-Präsident Markus Wieser in einer Aussendung. Die KBA-Mödling dürfe konzernintern bei neuen Projekten und internen Ausschreibungen mitbieten und könne damit neue Aufträge gewinnen kann. "Jetzt ist der Vorstand der KBA Mödling gefragt, den Standort nachhaltig zu sichern", betonte Wieser.
Die Gewerkschaft hatte vergangene Woche angekündigt, den Arbeitskampf solange fortzusetzen bis der deutsche Konzern eine anderen Vorgangsweise wähle. Ein Abrücken vom harten Sparkurs zeichnete sich damals nicht ab. Der KBA-Betriebsrat befürchtete, dass der Sparkurs dazu führen werde, dass es in maximal zwei Jahren am Standort Maria Enzersdorf keinen einzigen Mitarbeiter mehr geben werde. (APA/red, derStandard.at, 11.2.2014)