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Staat mit einer "Bad Bank" über Wasser halten: Irland und Deutschland machen es vor, jetzt bekommt auch Österreich eine solche Einrichtung.

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Wäre da nicht diese Frau, das Haus an der Lower Grand Canal Street in Dublin würde als x-beliebiges Bürogebäude durchgehen. Doch die Dame ist ein Blickfang: 20 Meter über dem Boden klettert die bronzene Frauenskulptur die Fassade des Gebäudes hinauf. Aspiration, Bestreben oder Hoffnung, heißt die Skulptur in Anspielung auf den irischen Freiheitskampf. Wie gut der Name doch passt.

Drinnen in den Büroräumen residiert eine der größten Bad Banks in Europa: die National Asset Management Agency. Die Nama ist für die Aufräumarbeiten nach der irischen Bankenkrise verantwortlich. Nun, da auch Österreich eine Bad Bank bekommt, werden die europäischen Vorbilder umso interessanter. Hypo-Taskforce-Chef Klaus Liebscher hat die Nama im Dezember besucht. Doch was machen eigentlich die Bad Banks, und wie erfolgreich sind sie?

Die Nama gilt als Musterbeispiel in Europa. Sie hat den irischen Geldhäusern 2009 en masse faule Kredite abgekauft. Ins Portfolio der Bad Bank wanderten tausende Immobilien und Immobilienprojekte, deren Eigentümer zahlungsunfähig geworden waren. Die Nama besaß und besitzt unzählige Hotels und Bürogebäude in London, Appartments und Unternehmen in Irland. Sie erwarb sogar mehrere Gemälde, die die irischen Banken als Sicherheiten für Kredite akzeptiert hatten.

Lastenfrei

Durch die Transaktionen wurden die Banken mit einem Schlag von ihren Lasten befreit. Für den Staat war der Deal kostspielig. Die Nama erwarb einen Kredit mit einem Buchwert von 71 Milliarden Euro und zahlte dafür 32 Milliarden in Form von Anleihen. Die Banken waren wegen dieses Abschlags gezwungen, ihre Bilanzen zu korrigieren, und der Staat musste sie rekapitalisieren.

Zugleich haften die Steuerzahler für Nama. Die Bad Bank gehört zwar mehrheitlich privaten Investoren. Doch die irische Konstruktion war nur ein Trick, damit nicht jeder faule Kredit in die Staatsschulden hineingerechnet wird. Der Staat übernahm nämlich zusätzlich eine Blankogarantie für die Bad Bank. Die Nama muss ihr Vermögen bis 2020 verkaufen. Nimmt sie weniger als die 32 Milliarden Euro Kaufpreis ein, trägt die Republik Irland die Kosten.

Bisher läuft alles nach Plan: Die Nama hat Immobilien im Wert von zehn Milliarden Euro verkauft. Allerdings wurden bisher fast nur lukrative Objekte in Großbritannien versilbert. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Probleme jetzt beginnen, wo die Nama darangeht, ihr Irland-Portfolio abzubauen. Auf der Insel sind die Immobilienpreise seit 2008 um 50 Prozent gefallen. Die Bad Bank könnte zudem für viele Objekte gar keine Interessenten finden.

Nicht unter 30 Milliarden

Die zweite prominente Bad Bank Europas ist die FMS-Wertmanagement mit Sitz in München. Hinter diesem Namen versteckt sich der Milliardenfriedhof des 2009 eiligst verstaatlichen Münchener Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate. Am 2. Oktober 2010 übertrug die HRE faule Kredite und Wertpapiere im Wert von 174,1 Milliarden Euro an die Bad Bank - wobei die Bezeichnung "Bank" nicht richtig ist.

Es handelt sich um eine Anstalt öffentlichen Rechts ohne Banklizenz. Macht diese Verluste, dann springt der deutsche SoFFin ein. Diesen "Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung" hat die große Koalition 2008, nur wenige Tage nach der Lehman-Pleite, ins Leben gerufen. Die Bad Bank versucht nun die Schrottpapiere loszuwerden - ohne den Druck des freien Marktes. Ein wenig vom Schuldenberg ist schon abgetragen: Mit Stand 30. Juni 2013 lag das Minus bei 128,5 Milliarden Euro.

Wie viel letztendlich für die Steuerzahler übrigbleiben wird, ist unklar. Abgerechnet wird zum Schluss. Dies könnte in zehn Jahren der Fall sein. Der Münchner Kapitalmarktforscher Christoph Kaeserer rechnet mit 30 bis 50 Milliarden Euro (inklusive Bad Banks) und sagt zum Standard: "Es wäre sehr erstaunlich, wenn man unter den 30 Milliarden bliebe." Die Altlasten der HRE haben auch die deutsche Verschuldung steigen lassen. Allerdings nicht 1:1. Im Finanzministerium verweist man darauf, dass die Mittel des SoFFin als Sondervermögen geführt werden und damit nicht den üblichen Regeln zur Haushaltsberechnung unterliegen. (András Szigetvari, Birgit Baumann, DER STANDARD, 12.2.2014)