Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
von Sigi Lützow

aufgewacht, an dich gedacht
umgedreht, dein bild besteht
die augen geschlossen, deine liebe genossen
auf mein herz gehört, eine kleinigkeit stört
gedächtnis durchmessen
f... , unseren tag, schnöde vergessen
konsequenzen erwogen, erholung verflogen
vom gewissen gebissen, vergraben im kissen
um rettung gefleht, wieder umgedreht
panisch aufgesetzt, du bist sicher verletzt
in Selbstmitleid ertrunken, zurückgesunken
an mut gewonnen, ein geschenk ersonnen
vielleicht geschmeide, ein tüchlein aus seide
die finanzlage bedacht, verzweifelt gelacht
auch blumen vom türken könnten verzeihung bewürken
mich deines humors erinnert, nur noch gewimmert
schließlich einfach liegen geblieben
hätt ich nur ein paar billige verse geschrieben

Kontra
von Mia Eidelhuber

Spätestens seit der Verfilmung von Gefährliche Liebschaften Ende der 80er-Jahre (Glenn Close, John Malkovich und Michelle Pfeiffer!), einem Bühnenstück, das auf einem Briefroman von Choderlos de Laclos beruht, wissen wir, dass lyrische Ergüsse immer auch "gefährliche Botschaften" sind, zumal die Liebesschwüre aus spitzer Feder an die eine Angebetete gerne auch auf einem allzu hübschen Allerwertesten einer anderen Angebeteten entstehen können.

Solcher Art Kulturgenuss prägt und lässt bis heute noch so hold gemeinte dichterische Darbietungen immer in Schieflage geraten. Wir alle sind inzwischen alt genug, um uns auch an die schöne Mina zu erinnern – nicht zu verwechseln mit der schönen Minne! -, die in der Sprache aller schmalzgelockten Liebesbeschwörer zum Thema nur drei kleine Worte zu singen hatte: "parole, parole, parole".

Tja, meine Herren, Liebe verlangt nicht nach Worten, sondern nach Taten, und von den Worten zu den Taten ist es bekanntlich ein langer Weg. Der ins nächste Blumengeschäft nur ein paar Schritte. (Rondo, DER STANDARD, 14.2.2014)