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Die Vorfahren der heutigen Sherpas dürften schon vor etwa 30.000 Jahren auf über 4000 Meter Seehöhe gelebt haben.

Foto: AP Photo/Niranjan Shrestha

In Höhen von über 4000 Metern sinkt der Luftdruck und damit auch der Sauerstoff-Partialdruck im Vergleich zur Tiefebene drastisch. Dass Tibeter in solchen Lagen problemlos leben können, geht auf genetische Anpassung zurück. Wie ein amerikanisches Forscherteam nun herausfand, dürfte diese Anpassung im Erbgut der Bewohner des tibetischen Hochlands ihren Ausgang bereits vor etwa 30.000 Jahren haben - bei den Vorfahren der heutigen mit den Tibetern verwandten Sherpas.

Wie die Wissenschafter aktuell im Fachmagazin "Nature Communications" berichten, spielte aber auch die genetische Vermischung mit Bewohnern tieferer Regionen eine wichtige evolutionäre Rolle: Denn Tibeter verfügen über zwei einzigartige Genvarianten zur Sauerstoffregulation in sich verändernden Höhenlagen, die ein Ergebnis dieser Vermischung sein dürften.

Die Forscher verglichen das Erbgut nepalesischer Sherpas mit jenem Tibetern unverwandter Bewohner der Qinghai-Tibet-Hochebene sowie indischer, zentralasiatischer und sibirischer Höhenlagen. Dabei zeigte sich, dass das tibetische Genom offenbar eine Mischung aus den Genpools zweier Gruppen von Vorfahren beinhaltet: Die erste Gruppe, von denen auch die heutigen Sherpas abstammen, dürfte schon früh in höhere Lagen migriert sein und sich an die vorherrschenden Bedingungen angepasst haben. Die zweite Gruppe, zu deren Nachfahren die Han-Chinesen zu rechnen sind, folgte erst viel später ins Hochland - und übernahm die genetische Anpassung durch gemeinsame Fortpflanzung.

Anpassung und Selektion

Die Forscher fanden aber auch Hinweise darauf, dass sich die Höhenanpassungsfähigkeit der Tibeter im Lauf der Zeit noch stärker ausgeprägt hat - trotz der zunehmend gemischten genetischen Prädispositionen: Sie sehen darin einen deutlichen Hinweis auf natürliche Selektion. "Ein gutes Beispiel für Evolution durch Anpassung und Selektion", fasst Cynthia Bell, Mitautorin der Studie, die Ergebnisse zusammen. (David Rennert, DER STANDARD, 12.2.2014)