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Dieses war der zweite Sprung.

Foto: Reuters/Dalder

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Der dritte führte auf das Stockerl.

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Krasnaja Poljana – Carina Vogt sank nach ihrem historischen Coup völlig überwältigt in den Schnee. Nach einer großen Show auf dem kleineren Bakken in Krasnaja Poljana siegte die 22-Jährige aus Degenfeld in Baden-Württemberg, die zuvor noch nie einen Weltcup gewonnen hat, überraschend vor Ex-Weltmeisterin Daniela Iraschko-Stolz und Coline Mattel aus Frankreich. Favoritin Sara Takanashi aus Japan wurde nur Vierte.

Vogt, die nach acht Podestplätzen im Weltcup wohl als Medaillenkandidatin in den Wettkampf gegangen, im Training aber von Iraschko-Stolz und Takanashi überstrahlt worden war, hielt dem selbst auferlegten Druck stand. Sie war an diesem historischen Abend im RusSki Gorki Jumping Center nach ersten Durchgang mit der Bestweite von 103 Metern in Führung gegangen.

Tageshöchstweite mit zweitem Sprung

Die Favoritinnen lagen zurück, Takanashi knapp, Iraschko-Stolz nach einem Satz auf 98,5 Meter aber deutlich um 6,2 Punkte auf Rang fünf. Der Angriff der Eisenerzerin war dann energisch. Die 30-Jährige segelte im zweiten Versuch auf die Tageshöchstweite von 104,5 m, konnte den Sprung aber nicht setzen und wurde dementsprechend schlecht benotet. Dennoch scheiterte eine Konkurrentin nach der anderen an Iraschko-Stolz' Marke – bis auf Vogt. Mit ihrem bei 97,5 Metern gesetzten Versuch verteidigte sie ihren Spitzenplatz hauchdünn.

Die Teamkolleginnen fielen daraufhin über Vogt her: "Ich kann es überhaupt nicht fassen. Ich war im Weltcup nie ganz oben. Und dann reicht es hier und heute, das ist unfassbar", sagte Vogt unter Tränen. "Ich habe versucht, nicht an das Ergebnis zu denken. Das ist das Allergrößte. Ich freue mich unheimlich."

"Medaille ist Gold wert"

Nicht weniger froh war Iraschko-Stolz darüber, nicht leer ausgegangen zu sein. "Die Silbermedaille glänzt sehr. Sie ist Gold wert." Sie habe ihrer Mutter versprochen, dass sich Liberec nicht wiederholen werde. Damals, 2009, in der ersten WM-Konkurrenz der Skispringerinnen, hatte Iraschko als hohe Favoritin nur Rang vier belegt. Der vierte Platz droht diesmal erneut, aber "im zweiten Durchgang habe ich dann voll attackiert, der war wirklich lässig. Es taugt mir voll. Und das Landen lerne ich sicher auch noch", sagte sie nach ihrer Tat, dem silbernen Eintrag ins Sportgeschichtsbuch.

Iraschko-Stolz gab sich im ersten Überschwang dafür weitere vier Jahre Zeit. Olympia 2018 in Südkorea sei durchaus noch ein Thema. An erste Stelle stehe aber die Gegenwart: "Ich finde, ich habe mir das voll verdient und kann es jetzt richtig genießen."

Chefcoach Harald Rodlauer hatte an diesem Abend schwer zu leiden gehabt: "Nach dem ersten Durchgang ist mir das Gesicht eingeschlafen. Das war Übermotivation, aber dann haben wir gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen. Wenn sie nur normal hinspringt, wäre mehr möglich gewesen, aber wir können unter allen Umständen mehr als zufrieden sein."

Takanashi zeigt Nerven

Überraschend hinterher segelte die 17-jährige Takanashi, die in diesem Winter zehn von 13 Weltcups gewonnen hatte. Die nur 1,51 Meter große WM-Zweite zeigte im wichtigsten Wettkampf ihrer bisherigen Karriere Nerven und flog nur auf 100 und 98,5 Meter.

Weltmeisterin Sarah Hendrickson musste sich bei ihrem Comeback mit dem 21. Platz begnügen. Sie hatte Ende August einen Kreuzbandriss erlitten und bestritt in Sotschi den ersten Wettkampf nach mehr als fünf Monaten. "Ich habe noch immer Schmerzen. Wären es nicht die Olympischen Spiele, wäre ich nicht gesprungen", sagte die 19-jährige US-Amerikanerin. (rsid/lü, DER STANDARD, 12.2.2014)