Der Wasserstoff-Busbetrieb selbst ist an sich umweltfreundlich - der Treibstoff musste allerdings quer über den Kontinent antransportiert werden.

Foto: Ballard

Vancouver - Mit Pauken und Fanfaren wurde sie vor den Olymptischen Winterspielen 2010 im kanadischen Whistler angekündigt: die "größte Flotte von Bussen mit Brennstoffzellen-Antrieb auf der Welt". Jetzt, nach fünf Jahren, verschwinden die zwanzig Busse, die Bewohner und Touristen im Wintersportort schadstofflos hin- und herfuhren, von Whistlers Straßen. Im März ersetzt sie die Transportbehörde der Provinz British Columbia, BC Transit, mit gewöhnlichen Dieselbussen. Was mit der grünen Busflotte passiert, ist noch unklar.

Die Provinzregierung preist das Fünfjahresprojekt zwar als Erfolg, aber interne Dokumente sprechen eine andere Sprache: Die Brennstoffzellen-Busse seien zu teuer und ihr Unterhalt zu aufwändig. Ein herber Schlag für den Hersteller der Busse, Ballard Power Systems in Burnaby bei Vancouver. Im Vergleich zu Dieselbussen reduzierten die 20 Ballard-Fahrzeuge, die als Nebenprodukt nur Wasser produzieren, den CO2-Ausstoß um fast 2000 Tonnen jährlich. Aber die neuen Dieselbusse in Whistler werden pro Jahr 1,7 Mio. Euro weniger kosten.

"Nur ein Forschungsprojekt"

Der Unternehmer Jack Crompton, der im Stadtrat von Whistler und im Transportausschuss sitzt, versucht die Entscheidung herunterzuspielen. Es habe sich ja nur um ein Forschungsprojekt gehandelt, fügt er hinzu, damit man sehen könne, wie diese Busse in der Kälte und im Schnee funktionierten. Crompton will indes gerade in diesem Punkt keine klare Aussage machen, obwohl die Kälte laut einem Regierungsbericht Probleme bereitete.

"Sie hatten ständig Pannen", sagt Ben Williams, Präsident der Transportarbeiter-Gewerkschaft von British Columbia, Unifer 333. Er veröffentlichte interne Dokumente der Provinzregierung über das Projekt. Demnach brauchten die Brennstoffzellen-Busse be-stimmte Reparaturen nach rund 3000 Kilometern, während sie bei den Dieselbussen erst nach 5000 Kilometern notwendig waren. "Die Kosten sind astronomisch", sagt Williams. "Der Kaufpreis für Brennstoffzellen-Busse ist viermal höher, und der Unterhalt ist dreimal teurer."

Lange Wasserstofflieferung

Ein Umstand belastete die Umweltbilanz: Der Wasserstoff musste in Tanklastwagen von einer Anlage in der Provinz Quebec quer über den Kontinent nach Whistler transportiert werden. An der Westküste Kanadas gibt es keinen solchen Hersteller. "Zwei Lastwagen fuhren ständig zwischen Quebec und Whistler hin und her, sie brauchten fünf Tage für eine Strecke", sagt Bill Williams.

Die Firma Ballard Power Systems hatte gehofft, dass das Projekt mit den Whistler-Bussen um weitere fünf Jahre verlängert würde. Stattdessen muss die Firma nun Interessenten im Ausland finden. Mit der Volkswagen AG unterzeichnete Ballard im vergangenen Jahr eine Vereinbarung, bei der es um die Entwicklung von Brennstoffzellen für Demonstrationsfahrzeuge geht.

In Japan, USA und Australien im Einsatz

Ballard wird nach eigenen Angaben auch bald eine Lizenz für Brennstoffzellen-Busse an China vergeben. Solche Busse fahren bereits in Ländern wie Japan, den USA und Australien. Ballard-Sprecherin Monique Dunn betonte, solche Busse seien auch in Städten wie Reykjavík und Oslo bei sehr tiefen Temperaturen erfolgreich im Einsatz.

Aber in British Columbia, der Wiege der Brennstoffzellen-Technologie, gibt es derzeit keine Pläne für grüne Busse. Stattdessen werden andere Optionen in Betracht gezogen, zum Beispiel mit Erdgas angetriebene Hybridmodelle. Nicht so in Whistler: Dort wird bald wieder Diesel die Luft verschmutzen. (Bernadette Calonego, DER STANDARD, 13.2.2014)