Berlin - Georg Mascolo will die Recherche-Allianz zwischen WDR, NDR und der "SZ" ausbauen. Wie Kress.de berichtet, habe der frühere "Spiegel"-Chefredakteur bei einer Präsentation künftiger ARD-Dokumentationen in Berlin auch die anderen dritten Programme eingeladen, sich anzuschließen. Mittelfristig soll es wohl auch Kooperationen mit internationalen Partnern geben. Der 49-jährige Mascolo nannte in diesem Zusammenhang den "Guardian" und die "New York Times".

"Gegenteilige Bewegung der Mächtigen"

Weil sich mittlerweile einige Staaten massiv gegen die investigative Arbeit von Journalisten zu Wehr setzen würden, sieht er eine zunehmende Bedeutung solcher Kooperationen. Er beobachte, dass es eine "gegenteilige Bewegung der Mächtigen gibt zu sagen: 'Welche Gesetze und Möglichkeiten finden wir, diese Form von Journalismus zu unterbinden?'" Umso wichtiger wäre es, die Kräfte zu bündeln und Aufklärungsbemühungen fortzusetzen. Erst seit knapp zwei Wochen steht er an der Spitze des Rechercheteams. Der NDR und "SZ" kooperieren bereits seit 2011 bei investigativen Recherchen.

Mascolos Kritik beschränkt sich nicht nur auf die USA: "Wir haben es nicht nur mit der NSA zu tun." In vielen Ländern, etwa in der Türkei, in Japan, China, in Großbritannien oder den USA, gäbe es eine Gegenbewegung gegen große Enthüllungen. Es sei von daher wichtig, internationale Medienkooperationen zu etablieren. Gerate der eine Partner unter Druck, könne die Arbeit in einem anderen Staat fortgeführt werden.

Alle ARD-Sender eingeladen

Mascolo deutete an, Partnerschaften in den USA und Großbritannien schließen zu wollen. "Mal sehen, ob wir nicht in der Zukunft auch das ein oder andere gemeinsam mit der 'New York Times' und dem 'Guardian' machen werden." Noch näher läge eine Zusammenarbeit mit weiteren ARD-Sendern. Er hoffe, dass sich "alle in der ARD eingeladen fühlen". Die WDR/NDR/"SZ"-Allianz sei kein geschlossenes Projekt, eine erweiterte Zusammenarbeit ergebe Sinn.

Massive Belastung in den USA

Mascolo blickte mit Sorge auf die massive Belastung, die einzelne unbequeme Kollegen in den USA aushalten müssten. So werde ein "New York Times"-Journalist und Bekannter von ihm möglicherweise noch in diesem Jahr in Beugehaft gehen müssen, weil er seine Quellen schütze. Den Namen nannte Mascolo nicht, gemeint ist aber offenbar James Risen, der seit vielen Monaten Informanten bei der CIA decken muss. Die Situation in Deutschland bewertet Mascolo dagegen entspannter: Noch vor einigen Jahren hätten Staatsanwälte gegen investigative Journalisten wegen "Beihilfe zum Geheimnisverrat" ermittelt - das wäre nun erfreulicherweise vorbei. (red, derStandard.at, 13.2.2014)