Spielen Sie "Candy Crush"?

Foto: Zsolt Wilhelm

Screenshot-Vergleich: "CandySwipe" (links) und "Candy Crush Saga".

Foto: Runsome Games/King.com

Ein Vergleich verschiedener Spielelemente.

Foto: Runsome Games

Einige von Ransom gesammelte Bewertungen aus dem Amazon Appstore.

Foto: Runsome Games

Schwere Vorwürfe muss sich King.com, Entwickler des beliebten Mobile Games "Candy Crush Saga", gefallen lassen. Der Entwickler Albert Ransom beschuldigt das Studio, seine App "CandySwipe" nachgeahmt zu haben und ihm nun auch noch den Namen des Spiels entziehen zu wollen.

Er hat einen offenen Brief auf der Homepage seiner App veröffentlicht. Darin erläutert er, dass er sein Spiel – das 2010 und damit zwei Jahre vor "Candy Crush Saga" erschien – in Andenken an seine Mutter geschrieben habe und dieses auch zum Einkommen seiner Familie beitrage.

User halten "CandySwipe" für Klon

"Candy Crush" sei seinem Titel so ähnlich, dass er mittlerweile mit hunderten Fällen konfrontiert sei, in denen User beide Spiele verwechseln oder "CandySwipe" für eine Nachahmung des King-Games handeln. Tatsächlich soll es sich jedoch genau andersherum verhalten. Um zu belegen, dass bei ihm abgekupfert wurde, erstellte Ransom eine Grafik, die App-Icon und verschiedene Spielelemente vergleicht. Eine weitere Beweisführung findet sich in einem PDF-Dokument, darunter zahlreiche Auszüge der "CandySwipe"-Bewertungen im Amazon Appstore.

Nun soll King infolge des Erwerbs der Rechte an einem 2009 erschienen Spiel namens "Candy Crusher" sogar versuchen, die Marke "CandySwipe" für ungültig erklären zu lassen, weshalb Ransom, der sich wiederum 2012 gegen die Marke "Candy Crush" gewehrt hatte, nun der Kragen geplatzt ist. Der Markenstreit währt bereits seit einem Jahr.

"Hoffe, ihr seid glücklich, meiner Familie das Essen aus dem Mund zu nehmen"

"Ich habe als selbstständiger Entwickler mehr als drei Jahre an diesem Spiel gearbeitet. Ich habe mir selbst beigebracht, wie man programmiert, nachdem meine Mutter verstorben ist", so Ransom in dem Brief an King. "Ihr habt es unmöglich gemacht, dass 'CandySwipe' zu dem wird, was es potenziell werden könnte."

Er habe lange geschwiegen und gehofft, es könne eine gütliche Einigung beider Seiten geben. "Ich hoffe, ihr seid glücklich darüber, meiner Familie das Essen aus dem Mund zu nehmen." King hat bislang noch keine Stellungnahme abgegeben.

Nicht der erste Klon-Vorwurf

Wie Eurogamer berichtet, ist es nicht das erste Mal, dass sich King dem Vorwurf ausgesetzt sieht, ein Spiel zu kopieren. Anschuldigungen gab es auch beim Titel "Pac-Avoid", der ein Klon des Spiels "Scamperghost" gewesen sein soll – ein Vergleich hierzu findet sich bei Junkyard Sam.

Am Ende zog King das eigene Spiel zurück und erklärte in einem offenen Brief, es handle sich um eine "bedauerliche Situation" und "Ausnahme", denn King habe sich selbst dazu verpflichtet, keine anderen Spiele nachzuahmen. Dass man den Indie-Titel geklont habe, stritt man allerdings ab.

Veröffentlichte Auszüge aus dem Mailverkehr zwischen King und dem Entwickler sowie den Programmieren von "Pac-Avoid" legen jedoch nahe, dass King nach gescheiterten Lizenzverhandlungen schnell einen Klon von "Scamperghost" an der Hand haben und sogar noch vor dem Original veröffentlichen wollte.

Streit um die "Banner Saga"

Erst kürzlich war der Hersteller mit gleich zwei Vorgängen im Markenrechtsbereich in der Presse. Man konnte sich erfolgreich die Rechte am Wort "Candy" sichern und beeinspruchte die Anmeldung des Spieltitels "The Banner Saga" von Indie-Entwickler Stoic aufgrund des Wortes "Saga". (Georg Pichler, derStandard.at, 13.2.2014)