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Im Gegensatz zur niederländischen KPN wäre eine Übernahme der Telekom Austria für Milliardär Carlos Slim keine Kunst. Vorausgesetzt, man hat Geld. TA-Aktien sind aktuell billig.

Foto: Reuters/Edgard Garrido

Wien - In taktischer Hinsicht wäre die Mitteilung des Wirtschaftsministeriums zu einem späteren Zeitpunkt mutmaßlich klüger gewesen. Für die Verhandlungen über einen Syndikatsvertrag zwischen den Großaktionären der Telekom Austria (TA), dem mexikanischen Telekomkonzern América Móvil und der Verstaatlichtenholding ÖIAG, halten es Beobachter hingegen für "nicht besonders geschickt". Der Stein des Anstoßes: Die Familienstiftungen des mexikanischen Milliardärs und América-Móvil-Eigners Carlos Slim haben ihre gut drei Prozent Aktien der TA in das in den Niederlanden ansässige Vehikel Carso Telecom transferiert und somit als zu América Móvil gehörende TA-Aktien deklariert.

Für diese Transaktion, mit der América Móvil die Sperrminorität überschritten hat, sei eine Genehmigung gemäß Außenhandelsgesetz nicht notwendig, zitierte die APA das Wirtschaftsministerium. Es handle sich bei Carso um ein niederländisches Unternehmen, also aus der EU, daher bedürfe der Deal nicht der Zustimmung.

Wie berichtet halten Carso und América Móvil zusammen 26,8 Prozent an der TA und sind damit zweitgrößter Aktionär hinter der Staatsholding ÖIAG, die 28,3 Prozent auf die Waage bringt.

Für die künftige Zusammenarbeit der beiden Großaktionäre kommt die Klarstellung aus dem Wirtschaftsministerium freilich zur Unzeit. Insbesondere für die Verhandlungen über einen Syndikatsvertrag, wie ihn die ÖIAG dem Vernehmen nach anstrebt. Zumindest Kapitalerhöhungen sollten, so die Intention, nur im Einvernehmen möglich sein, schildert ein Insider Beweggründe und Ziele eines solchen Syndikatsvertrags.

Der Hintergrund: Ohne Einvernehmen könnten die finanzstarken Mexikaner theoretisch jedes Jahr eine Kapitalerhöhung durchsetzen, und die primär auf Privatisierungen abgestellte ÖIAG würde nolens volens verwässert, verlöre an Einfluss. Hinzu kommt die Gefahr abgestimmten Verhaltens bei Hauptversammlungen.

Große Pläne hat der Großaktionär aus Lateinamerika erklärtermaßen mit der Telekom Austria, insbesondere die Osttöchter von Kroatien über Bulgarien bis Weißrussland machen die TA als Drehscheibe attraktiv.

Doch so harmonisch wie in der Öffentlichkeit dargestellt scheint das Verhältnis zwischen den Partnern ohnehin nicht zu sein. Einmal schwadroniert Slims Schwiegersohn und América-Móvil-Vorstandschef Daniel Hajj über eine Namensänderung bei der Telekom, dann wird laut über eine Übernahme nachgedacht: Eine solche werde jedenfalls nur freundlich ausfallen, niemals feindlich. Irritationen und vor allem Kurssteigerungen löste wiederum Hajjs Ansage via Ö1-Morgenjournal aus: "Alle Bereiche der Telekom Austria wollen wir weiterentwickeln und erneuern."

ÖIAG-Chef Rudolf Kemler wiederum verlautbarte, seinerseits nichts gegen eine freundliche Übernahme zu haben.

So gesprächig ist Kemler in Sachen Syndikatsvertrag nicht. Es gebe derzeit keine Verhandlungen, so die Auskunft am Donnerstag. Fakt ist: Mit dem Außenwirtschaftsgesetz, laut dem Übernahmen wichtiger Infrastrukturunternehmen durch Nicht-EU-Konzerne vom Staat geprüft und genehmigt werden müssen, ist eines der wenigen Druckmittel weg, die die ÖIAG hatte. (ung, DER STANDARD, 14.2.2014)